Comic

Chillen am Verkehrskreisel

Politik – egal; Militärdienst – kommt irgendwann. Was für Irad und seine Freunde wirklich zählt, ist, gemeinsam abzuhängen. Mit Punkrock, Drogen und nur einem Ziel: der Wirklichkeit zu entfliehen. Für die Teenager ist der Kikar – der Verkehrskreisel des Tel Aviver Vororts Makabim – der Mittelpunkt der Welt, wo sie sich jeden Nachmittag treffen. Das Leben der »Söhne und Töchter der militärischen Bourgeoise« spielt sich zwischen den Haupstraßen des Örtchens an der Green Line, der Grenze zu Palästina, ab.

abhängen Der israelische Comic-Autor Gabriel S. Moses greift in seinem neuen Comic Subz ein Phänomen auf, das es nach seinem eigenem Bekunden in Israel eigentlich gar nicht gibt: den Vorort. Immer wenn er sich jemandem aus Tel Aviv vorstelle und sage, er komme aus einem »Suburb«, schreibt Moses in seinem kurzen Vorwort, gäbe es schräge Blicke. Vororte assoziiere man in Israel mit amerikanischen Fernsehserien, »Swimming Pools und reichen Kids«.

Dabei ist das Leben der israelischen Teenager, die Moses zeichnet, wenig glamourös. Eigentlich ist es nicht mal aufregend: Irad muss zur Armee, Liron ruft ständig auf dem Handy an, Bamba nimmt sich mit Gabs eine Wohnung, und am Kikar verstreicht die Zeit. Doch dann kommt der 11. September 2001. Die Freunde hören in ihrer Wohngemeinschaft das »apokalyptische Gerede über das Ende der Welt« und reagieren mit Sarkasmus, Pillen und Partys. Erst, als sich Irad nach den ersten Wochen bei der Armee merkwürdig verhält und nicht mehr aus seinem Zimmer kommt, rückt ein bisschen Wirklichkeit an die Teenager heran.

perspektivlos Gabriel S. Moses, der im vergangenen Jahr mit seinem Comic Spunk bekannt wurde, malt seine Bilder in Schwarz, Weiß und Ocker. Die übrigen Farben muss der Leser sich dazudenken, genauso wie die Storyline. Selten gibt es Sprechblasen und aneinandergereihte Panels wie im klassischen Comic. Subz besteht hauptsächlich aus großflächigen Bildern mit längeren Texten daneben. Oft lässt Moses seine Zeichnungen, die auch schon mal über mehrere Seiten gehen können, für sich allein sprechen. Entstanden ist so ein realistisches Porträt einer jungen Generation, die auch in Israel ihre Perspektive noch nicht gefunden hat.

Gabriel S. Moses: Subz: Biographien aus einer israelischen Vorstadt. Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2011, 120 S.,
15 Euro

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Literatur

Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis für Helene Seidler

Die Schriftstellerin wurde für die Übersetzung des Romans »Unter Freunden stirbt man nicht« von Noa Yedlin ausgezeichnet

 12.12.2025

Zürich

Protest gegen ESC-Teilnahme Israels: Nemo gibt Pokal zurück

Mit der Zulassung Israels verrate der Gesangswettbewerb seine Werte von »Einheit, Inklusion und Würde für aller Menschen«, so Nemo

 12.12.2025