Nelly-Sachs-Preis

»Brücken bauen, nicht Gräben ziehen«

Die pakistanisch-britische Autorin Kamila Shamsie Foto: dpa

Der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller befürwortet es, dass die Autorin Kamila Shamsie wegen ihrer Beteiligung an Boykottaufrufen gegen Israel nicht mit dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet wird.

Dadurch werde Shamsie nicht in ihrer Meinungsfreiheit beschnitten, sagte die Vorsitzende des Verbandes, Lena Falkenhagen. Eine öffentliche Auszeichnung solle »Brücken bauen, nicht Gräben ziehen«.

BDS Der Fall sorgt für Kontroversen im internationalen Kulturbetrieb. Die britisch-pakistanische Autorin sollte den Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund erhalten. Doch als kritisiert wurde, dass Shamsie sich für die BDS-Bewegung (»Boycott, Divestment and Sanctions«) einsetzt, die Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will, zog die Jury in der vergangenen Woche ihre Entscheidung zurück.

Die BDS-Bewegung wurde vom Deutschen Bundestag und vom nordrhein-westfälischen Landtag als »klar antisemitisch« eingestuft. Auch der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hält Ziele und Methoden von BDS für antisemitisch.

Die BDS-Bewegung wurde vom Deutschen Bundestag und vom nordrhein-westfälischen Landtag als »klar antisemitisch« eingestuft.

Dagegen unterzeichneten mehr als 100 Kulturschaffende Anfang der Woche einen offenen Brief in der Literaturzeitschrift »London Review of Books«, in dem sie sich bestürzt über die Kehrtwende der Jury zeigen.

CHOMSKY Welchen Wert habe ein Literaturpreis, der das Prinzip zur freien Meinungsäußerung und der Freiheit zu kritisieren untergrabe, fragen darin Prominente wie der südafrikanische Literaturnobelpreisträger J.M. Coetzee oder der Musiker Brian Eno. In der Namensliste stehen auch der deutsche Filmemacher Alexander Kluge und der US-Sprachwissenschaftler Noam Chomsky.

Der Brief enthält auch eine Stellungnahme Shamsies: Es mache sie sehr traurig, dass sich eine Jury dem Druck beuge und einer Schriftstellerin, die von ihrer Gewissens- und Meinungsfreiheit Gebrauch mache, einen Preis entziehe.

Die jüdische Lyrikerin Nelly Sachs (1891-1970) flüchtete 1940 vor den Nazis nach Schweden. 1966 erhielt sie den Literaturnobelpreis »für ihre hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren.«  dpa

Österreich

Neue Direktorin für das Jüdische Museum Hohenems

Historikerin Irene Aue-Ben-David übernimmt die Leitung und bringt internationale Erfahrung aus Jerusalem mit

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Basel

Mann wollte Juden während des ESC angreifen

Kurz vor dem »Eurovision Song Contest« in der Schweiz wurde ein 25-Jähriger wegen konkreter Gewaltdrohungen festgenommen und ausgewiesen

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Berlin

Umstrittene 88: Der schwierige Umgang mit rechten Codes

Im Berliner Fußball sorgt die Debatte um die Rückennummer 88 und dem Hitler-Bezug für Kontroversen. Warum das Verbot erneut scheiterte und wie der Fußball insgesamt mit rechtsextremen Codes umgeht

von David Langenbein, Gerald Fritsche, Jana Glose  16.12.2025

Wien

ESC 2026: ORF will israelfeindliche Proteste nicht ausblenden

Die Debatte und der Boykott einzelner Länder wegen der Teilnahme Israels haben den ESC 2026 bisher überschattet. Auch beim Event im Mai selbst drohen Proteste. Wie geht der ORF damit um?

 16.12.2025

Washington D.C.

Trump sorgt mit Angriffen auf ermordeten Rob Reiner für Empörung

Der jüdische Regisseur sei an einem »Trump-Verblendungssyndrom« gestorben, schreibt der Präsident. Dafür erntet er seltene Kritik aus den eigenen Reihen

 16.12.2025

Nachruf

Filmproduzent mit Werten

Respektvoll, geduldig, präzise: eine Würdigung des sechsfachen Oscar-Preisträgers Arthur Cohn

von Pierre Rothschild  15.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Los Angeles

Bestürzung über Tod von Rob Reiner und Ehefrau Michele

Der jüdische Regisseur und seine Frau wurden tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Polizei behandelt den Fall als mögliches Tötungsdelikt

 15.12.2025

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025