Ausstellung

Bilder der Natur

Die Bilder des israelischen Künstlers Ori Gersht wirken auf den ersten Blick atemberaubend schön. Doch beim zweiten, gelegentlich auch erst beim dritten Hinsehen zeigt sich, dass der erste Eindruck trügt. Der 1967 in Tel Aviv geborene und mittlerweile in London lebende Fotokünstler liebt das Spiel von Schein und Sein.

Tatsächlich verewigt er in seinen Werken oft tragische wie schicksalhafte Orte. Sein Bild »Far Off Mountains And Rivers« etwa zeigt den Fluchtpfad des von den Nazis verfolgten Philosophen Walter Benjamin durch die Pyrenäen. Heute, im vereinten Europa, ist das Gebirge lediglich ein landschaftlich reizvoller Pfad, der nur noch symbolisch die Grenze zwischen zwei Ländern darstellt – und doch einst zwischen Leben und Tod entschied. Nach seiner gescheiterten Flucht 1940 über die Grenze in Portbou nahm sich Benjamin – wie viele andere Flüchtlinge auch – das Leben.

Metaphern Es sind Werke wie diese, in denen sich Gersht mit seinem jüdischen Bewusstsein und den geschichtlichen Ereignissen in Europas jüngster Vergangenheit beschäftigt. Dabei werden Landschaften und die Reise zu historisch bedeutsamen Orten zu Metaphern metaphysischer Prozesse. Das Schicksal Einzelner steht exemplarisch für die kollektive Vergangenheit.

Ganz anders die Fotografien aus Gershts Zyklus »Olivenbäume« (2003). Sie zeigen gleichermaßen die Kraft und Standhaftigkeit, aber auch die Verletzlichkeit alter Olivenbäume, in deren Holz sich die vergangene Zeit eingeschrieben zu haben scheint. Durch die starke Überblendung sind sie wie aus der Zeit genommen. Doch Olivenbäume stehen in Israel seit biblischen Zeiten: Bereits die Könige David und Salomo förderten ihren Anbau.

Kräftiger und aggressiver als der Olivenbaum erscheinen dagegen Gershts Bilder aus dem Zypressen-Zyklus. Mit ihrer spitzen, in sich geschlossenen Form erscheint das Gewächs fast wie eine aufgerichtete Rakete, zum Abschuss bereit. Gersht hat die Zypressen abends fotografiert, und der Lichtkranz des Mondes scheint hinter ihnen hervor. Mit dieser Stimmung verweist er auf ihren Symbolgehalt: Zypressen stehen seit jeher für die Unterwelt.

Ori Gersht: »NaturGewalten. Filme und Fotografien«. Bis 14. Juni im Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg

www.altana-kulturstiftung.de

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