Fernsehen

»Betipul«

In der Rolle der Supervisorin: Gila Almagor Foto: Flash 90

Fernsehen

»Betipul«

Die »Mutter aller israelischen Serien« ist in der Arte-Mediathek im hebräischen Original zu sehen

von Ralf Balke  09.09.2021 08:45 Uhr

Man darf sie getrost die Mutter aller israelischen TV-Serien nennen. Die Rede ist von Betipul, zu Deutsch »In Behandlung«, entstanden in den Jahren zwischen 2005 und 2008. Darin spielt der 2014 verstorbene Assi Dayan den Psychotherapeuten Reuven Dagan, der an vier Tagen in der Woche seine Patienten empfängt, bevor er sich dann selbst mit seiner Supervisorin über die so entstandenen Erfahrungen und Eindrücke austauscht. Rund 20 Adaptionen von Betipul sind mittlerweile weltweit entstanden, die jüngste vor knapp einem Jahr in Frankreich.

TRAUMATA Auch hier geht es um einen geschützten Raum des Sprechens und Gehörtwerdens, in dem sich alles um Themen wie Begehren oder erlittene Traumata dreht. Im Mittelpunkt der französischen Version stehen übrigens Menschen, deren Leben durch den Terroranschlag auf den Pariser Club Bataclan von 2015 aus dem Gleichgewicht geraten war.

»Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass psychische Probleme sehr universell sein können, weshalb wir uns mit archetypischen Problemen beschäftigen«, brachte es Hagai Levi, der Macher von Betipul, einmal auf den Punkt. Das mag eine Erklärung für den internationalen Erfolg der Serie sein, die quasi den Weg ebnete für viele andere Produktionen »Made in Israel« wie Hatufim, aus dem Homeland wurde, oder jüngst Fauda.

ERFOLGSREZEPT Aber noch etwas scheint zu dem Erfolgsrezept zu gehören, und damit ist nicht nur die grandiose schauspielerische Leistung von Assi Dayan, Lior Ashkenazi oder Gila Almagor gemeint. Es ist die Fokussierung auf die Beziehungen zwischen Therapeuten und Patienten, die durch die strikte Reduzierung des Plots auf das Behandlungszimmer noch eine Steigerung erfährt. Zugleich wird ein Tabu erschüttert, weil Reuven Dagan genau das macht, was er von Berufs wegen eigentlich nicht darf: Er entwickelt Gefühle für seine Patienten.

All das funktioniert ebenfalls jenseits der Grenzen Israels – selbst wenn Themen zur Sprache kommen, die im Kontext zu dem Konflikt in der Region stehen. Aber vor allem die Tatsache, dass ein facettenreiches und zugleich selbstreflexives Bild der Mechanismen der Psychotherapie vermittelt wird, wobei realistische Beziehungsdramen und das Allzumenschliche eine Art Resonanzboden bilden, macht Betipul auch für nichtisraelische Zuschauer so spannend – und damit zu einem zeitlosen Klassiker, den man sich immer wieder anschauen kann.

»Betipul« steht in der Arte-Mediathek im hebräischen Original mit Untertiteln zur Verfügung.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  01.05.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  01.05.2025

Donna Anna (Adela Zaharia) und Don Ottavio (Agustín Gómez) in »Don Giovanni/Requiem«

Oper

Requiem nach der Höllenfahrt

Der Exilrusse Kirill Serebrennikov erschüttert mit »Don Giovanni« in Berlin

von Maria Ossowski  01.05.2025

Sehen!

»Der Meister und Margarita«

In Russland war sie ein großer Erfolg – jetzt läuft Michael Lockshins Literaturverfllmung auch in Deutschland an

von Barbara Schweizerhof  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025