Restitution

Berufung gegen Welfenschatz-Klage

Reliquienkreuz aus dem Welfenschatz im Kunstgewerbemuseum in Berlin Foto: dpa

Im Streit um den millionenschweren »Welfenschatz« hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berufung gegen die Entscheidung eines US-Gerichts von Ende März eingelegt.
Stiftungspräsident Hermann Parzinger erklärte in Berlin, der Fall gehöre nach Überzeugung der Stiftung nicht vor ein amerikanisches Gericht.

Im Februar 2015 war in den USA durch die Nachfahren zweier deutsch-jüdischer Kunsthändler eine Klage auf Herausgabe des »Welfenschatzes« eingereicht worden. Am 31. März hatte ein Gericht in Washington D.C. die Klage in erster Instanz in Teilen zugelassen.

kommission Parzinger erklärte, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sei weiterhin der Ansicht, dass der Verkauf des »Welfenschatzes« 1935 kein NS-verfolgungsbedingter Zwangsverkauf und die Klage daher auch in der Sache unbegründet sei. »Zu dieser Auffassung sind wir nach gründlicher Forschung gelangt«, fügte er hinzu. Diese Auffassung sei von der Beratenden Kommission bestätigt worden, die 2014 festgestellt hatte, dass eine Restitution in diesem Fall nicht angemessen wäre.

Die jahrelange Praxis der Stiftung zeige, dass sie sich für faire und gerechte Lösungen bei der Restitution von NS-Raubgut einsetze, erklärte Parzinger. Seit 1999 habe die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mehr als 50 Restitutionsbegehren bearbeitet und dabei mehr als 350 Kunstwerke und mehr als 1000 Bücher an die Berechtigten zurückgegeben, darunter Werke von Vincent van Gogh und Caspar David Friedrich.

exponate Die betreffenden 44 Exponate des »Welfenschatzes« befinden sich im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und sind im Berliner Kunstgewerbemuseum ausgestellt. Die Kläger argumentieren, der Schatz sei 1935 nicht freiwillig, sondern auf Druck der Nationalsozialisten und zudem unter Wert verkauft worden. Sie taxieren den Wert der 44 Exponate heute auf 220 bis 260 Millionen Euro. Der Wert des gesamten »Welfenschatzes« wird auf dem Kunstmarkt auf knapp 400 Millionen Euro beziffert.

Der sogenannte Welfenschatz umfasste als Kirchenschatz der Stiftskirche St. Blasius in Braunschweig einst rund 140 mittelalterliche Goldschmiedearbeiten und andere kunsthandwerkliche Stücke aus dem 11. bis 15. Jahrhundert. Seit dem 17. Jahrhundert gehörte er dem Welfenhaus. Im Jahr 1929 übernahm ein Konsortium jüdischer Kunsthändler 82 Exponate. Nach und nach wurden 40 davon an verschiedene Museen und Privatleute verkauft, vor allem in den USA. Die verbliebenen 42 Teile übernahm im Jahr 1935 der preußische Staat, später kamen noch zwei weitere hinzu. epd

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  09.12.2025

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 09.12.2025

Sehen!

»Golden Girls«

Die visionäre Serie rückte schon in den jugendwahnhaftigen 80er-Jahren ältere, selbstbestimmt männerlos lebende Frauen in den Fokus

von Katharina Cichosch  09.12.2025

Film

Woody Allen glaubt nicht an sein Kino-Comeback

Woody Allen hält ein Leinwand-Comeback mit 90 für unwahrscheinlich. Nur ein wirklich passendes und interessantes Rollenangebot könnte ihn zurück vor die Kamera locken.

 09.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  08.12.2025

Vortrag

Über die antizionistische Dominanz in der Nahostforschung

Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf hat im Rahmen der Herbstakademie des Tikvah-Instituts über die Situation der Universitäten nach dem 7. Oktober 2023 referiert. Eine Dokumentation seines Vortrags

 07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025