Finale

Benis Welt

Montag war ich bei einem Weihnachtsessen. Es ist zwar erst November, aber eine Zeitung, für die ich schreibe, hatte unter diesem E-Mail-Kennwort alle ihre freien Autoren eingeladen. So saß ich in einem Restaurant an einem runden Tisch mit sieben mir völlig unbekannten Kollegen. Wir hatten Namensschilder bekommen, die man an der Brusttasche befestigen sollte, um so leichter ins Gespräch zu kommen.

Still lasen wir die Namen unserer Lebenspartner für die nächsten drei Stunden. Urs Schibli, Paul Flückiger, Ruedi Höflinger, Karl Birchermüesli, Beni Frenkel, Röbi Zürcher, Hans Meier, Kurt Berger. Keiner kannte keinen. In solch einer Situation erhebt man sich in der Schweiz kurz vom Sitz und stellt sich jedem Tischgenossen vor. Dann setzt man sich wieder hin, liest die Weinkarte durch, rückt die Krawatte zurecht und wartet darauf, dass jemand die Konversation eröffnet.

wiedersehen Doch das geschah nicht. Es wurde allmählich peinlich. Man kann nicht drei Stunden nur mit Essen verbringen. Krampfhaft zermarterte ich mein Hirn, ob ich nicht vielleicht einmal irgendwas von einem dieser Luschen hier gelesen hatte, worauf ich ihn ansprechen könnte. Mir fiel nichts ein. Gerade wollte ich meiner Frau eine SMS schicken, dass ich doch etwas früher nach Hause käme – da räusperte sich ein Kollege am Tisch. »Frenkel…?« Ich starrte ihn an. »Zürcher…?« Ja, ist es denn die Möglichkeit? Tatsächlich, der Röbi! Wir kommen aus dem gleichen Dörfchen. Unglaublicher Zufall.

Dann kam das Essen. Schweinebraten. Oh Gott. Was tun? Zum Glück kam mir mein alter Schulkamerad zur Hilfe. »Du, Beni«, japste Röbi, »Kannst du dich noch an Bauer Vögeli erinnern? Der hat neben unserer Schule Schweine geschlachtet!« Bauer Vögeli, Gott hab’ ihn selig, hatte eine kleine Scheune, in der er die quietschenden Schweine einpferchte und eigenhändig schlachtete. Wir Jungen drückten unsere Nasen dabei an die Fensterscheiben. Röbi, inzwischen wahrscheinlich Gourmetkritiker, holte nun aus. Lustvoll beschrieb er den Tötungsablauf und bedauerte den damaligen Entscheid des Bürgermeisters, das grausame Schlachten den Kindern zuliebe aus dem Dorf zu verbannen.

Offenbar muss das den Kollegen den Appetit verdorben haben. Niemand rührte das Essen an. Ich tippte schnell eine SMS an meine Frau: »Wird heute später, Schatz. Hab Schwein gehabt und alten Freund getroffen.«

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025

Köln

Andrea Kiewel fürchtete in Israel um ihr Leben

Während des Krieges zwischen dem Iran und Israel saß Andrea Kiewel in Tel Aviv fest und verpasste ihr 25. Jubiläum beim »ZDF-Fernsehgarten«. Nun sprach sie darüber, wie sie diese Zeit erlebte

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Antisemitismus

Schlechtes Zeugnis für deutsche Schulen

Rapper Ben Salomo schreibt über seine Erfahrungen mit judenfeindlichen Einstellungen im Bildungsbereich

von Eva M. Grünewald  04.12.2025

Literatur

Königin Esther beim Mossad

John Irvings neuer Roman dreht sich um eine Jüdin mit komplexer Geschichte

von Alexander Kluy  04.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter, Imanuel Marcus  04.12.2025