Finale

Benis Welt

Pornovideos habe ich noch nie gekauft. Ich kenne aber die Preise: 60 Euro für 90 Minuten. Bisher dachte ich, das sei die Preisobergrenze für Bildträger. Das war, bevor meine Frau unserer kleinen Tochter eine »Uncle Moishy«-DVD gekauft hat. Für 20 Minuten Spieldauer hat sie 30 Euro hingeblättert. Uncle Moishy, der 50 Prozent mehr kostet als Teresa Orlowski, ist ein tanzender und singender Rabbiner, der ein bisschen aussieht wie Samson aus der Sesamstraße.

Wie unverschämt der Preis ist, wird deutlich, wenn man im Kleingedruckten schaut. Der Film ist uralt, von 1988. Die ursprüngliche VHS-Kassette wurde einfach auf DVD kopiert. Es ist ein bisschen wie die Transformation des biblischen Moses: Früher Schafhirte, später Judenerlöser. Auch Uncle Moishy selbst hat in den 22 Jahren seit der Aufnahme vieles durchgemacht. Auf dem Cover der DVD, ebenfalls von 1988, trägt er noch einen braunen Bart und ein kleines Wohlstandsbäuchlein. Mittlerweile ist ausweislich Google-Bild sein Bart grau geworden und sein Bauch eine Wampe.

konkurrenz Aber meine Tochter liebt Uncle Moishy! Ach was, sie vergöttert ihn. Ich muss dafür ins zweite Glied zurücktreten. Früher hat das Mädchen mich noch stürmisch begrüßt, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam. Sie wollte unbedingt und auf der Stelle Bilderbüchlein mit mir angucken. Beim Essen liebte sie es, von meinem Teller zu naschen. Und wenn ich auf die Toilette ging, hämmerte sie wild an der Türe. Ach, tat das gut! Doch das war vor Uncle Moishy. Seit dem Kauf der DVD vor zwei Wochen freut sich meine Prinzessin zwar immer noch, wenn ich nach Hause komme – aber jetzt nur noch, weil ich weiß, wie man den DVD-Player bedient. Sie sitzt dann wie versteinert vor der Röhre und gibt erst gegen Ende der 20 Minuten Lebenszeichen von sich. Sie weint, weil Uncle Moishy singt: »Now it’s time to say Shalom / Uncle Moishy is going home.«

Einmal habe ich versucht, den Film vorzeitig abzubrechen – die Kleine kreischte wie der iranische Präsident Ahmadinedschad, wenn man ihm das Uran wegzunehmen versucht. Dabei geht es in beiden Fällen nur um die richtige Dosierung. Ich will nicht, dass der iranische Irre mit hochprozentigem Uran frei rumläuft, und ich will auch nicht, dass meine zweieinhalbjährige Tochter jeden Abend »Uncle Moishy« guckt und mich dabei völlig vergisst.

Kürzlich war Uncle Moishy sogar in Zürich: Ein Livekonzert, organisiert von Chabad. Ich habe lang mit mir gerungen. Was wiegt schwerer – ein unvergesslicher Abend für meine Tochter mit ihrem Idol oder meine lächerliche Eifersucht? Die Entscheidung ist mir schließlich leicht gefallen. Verschwinde, Uncle Moishy!

Eurovision Song Contest

CDU-Politiker: ESC-Boykott, wenn Israel nicht auftreten darf

Steffen Bilger fordert: Sollte Israel vom ESC ausgeschlossen werden, müsse auch Deutschland fernbleiben. Er warnt vor wachsenden kulturellen Boykottaufrufen gegen den jüdischen Staat

 18.09.2025

Ehrung

Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für Tamar Halperin

Die in Deutschland lebende israelische Pianistin ist eine von 25 Personen, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 1. Oktober ehrt

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Ausstellung

Liebermann-Villa zeigt Architektur-Fotografien jüdischer Landhäuser

Unter dem Titel »Vision und Illusion« werden ab Samstag Aufnahmen gezeigt, die im Rahmen des an der University of Oxford angesiedelten »Jewish Country Houses Project« entstanden sind

 18.09.2025

Debatte

Rafael Seligmann: Juden nicht wie »Exoten« behandeln

Mehr Normalität im Umgang miteinander - das wünscht sich Autor Rafael Seligmann für Juden und Nichtjuden in Deutschland. Mit Blick auf den Gaza-Krieg mahnt er, auch diplomatisch weiter nach einer Lösung zu suchen

 18.09.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  18.09.2025

»Long Story Short«

Die Schwoopers

Lachen, weinen, glotzen: Die Serie von Raphael Bob-Waksberg ist ein unterhaltsamer Streaming-Marathon für alle, die nach den Feiertagen immer noch Lust auf jüdische Familie haben

von Katrin Richter  18.09.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. September bis zum 2. Oktober

 18.09.2025

Fußball

Mainz 05 und Ex-Spieler El Ghazi suchen gütliche Einigung

Das Arbeitsgericht Mainz hatte im vergangenen Juli die von Mainz 05 ausgesprochene Kündigung für unwirksam erklärt

 18.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 18.09.2025