»Hauskonzert«

Being Igor Levit

Mit direktem Blick: Igor Levit Foto: PR

»Hauskonzert«

Being Igor Levit

Der Zeit-Redakteur Florian Zinnecker begleitet den Pianisten im Alltag

von Katrin Richter  27.05.2021 08:58 Uhr

Zugegeben: Einen kleinen Schreck gab es ja schon am vergangenen Wochenende, als Igor Levit ankündigte, den bisherigen Inhalt seines Instagram-Accounts löschen zu wollen.

Verschwunden wären die Guten-Morgen- oder Gute-Nacht-Klaviermelodien von Beethoven, Brahms oder Bartók. Weg die Clips von Levit und Malakoff Kowalski beim Singen von Country-Songs und nicht mehr vorhanden das Bild Levits, als er zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland im Frühjahr 2020 in die Klaviatur gebissen hat: »Going full Jimi Hendrix«.

Aber: Das Leben ist ja so viel mehr als sozial-medial, und oftmals passt es sogar auch zwischen zwei Buchdeckel. So geschehen bei Hauskonzert, dem Buch des Pianisten Igor Levit und des »Zeit«-Redakteurs Florian Zinnecker.

Aufnahmen Eine ganze Saison hat Zinnecker den Pianisten begleitet, zu Konzerten, zu Aufnahmen, in Cafés (bevor sie geschlossen waren), um sich auf die Suche nach einem Mann zu begeben, der bei einigen Menschen Bluthochdruck verursacht, weil er eben nicht ausschließlich Musiker ist, sondern sich politisch positioniert und gesellschaftliche Entwicklungen genau beobachtet, kommentiert und das alles auch noch öffentlich macht.

Einem Musiker, der auch Leuten, die klassische Arrangements vielleicht sonst eher aus Filmen wie Star Wars oder Lord of the Rings kennen, die erste Welle der Pandemie mit seinen Hauskonzerten musikalisch erträglich gemacht hat. Und dieses Suchen schreibt Zinnecker sehr unaufgeregt, sehr lässig auf. Fast so, als hätten die beiden Herren eine lange Nacht auf einem Sofa einfach nur durchgequatscht. Sie reden über mal eigensinnige, mal eifersüchtige, mal prägende Klavierlehrer. Über Auswanderung, Familie, Selbstzweifel, Zusammenbrüche, Gehetztsein, über Ruhe und natürlich über Musik.

Schmerzen Sie sprechen über Antisemitismus, offene Anfeindungen, Musikkritiken und solche, die auf etwas ganz anderes aus sind, als an der Musik herumzumäkeln oder sie zu loben. Levit und Zinnecker reden über Proben, stundenlange Proben, die an Körper und Seele zerren. Über Schmerzen. Auch über das Aufhören.

Aber ginge das? Igor Levit spielt nicht mehr Klavier? Singt vielleicht mit Malakoff Kowalski nur noch Country? Twittert nicht mehr? Eine traurige Vorstellung.

Aber zum Glück bleiben sowohl das Buch als auch der Instagram-Feed mit den vielen Piano-Clips. Zum Glück! Was wohl als Nächstes kommen wird?

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025