Fake Jews

Beauftragter der Bundesregierung äußert sich zum Fall Fabian Wolff

Fabian Wolff Foto: Marco Limberg

Er hatte jahrelang als angeblicher Jude ebenso wortgewaltig wie apodiktisch das Wort gegen den jüdischen Staat und für die antisemitische BDS-Bewegung ergriffen. Dann stellte sich heraus, dass der Publizist und Berliner Lehrer Fabian Wolff ganz und gar nicht jüdisch ist.

Seine jüdische Identität: komplett ausgedacht. Der Fall Fabian Wolff: ein weiteres Kapitel in der langen Kette von Kostümjuden- und Fake-Jews-Geschichten.

PERSPEKTIVE Nun hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, den Publizisten Wolff scharf kritisiert. »Die Betroffenenperspektive ist beim Kampf gegen Antisemitismus und bei der Förderung jüdischen Lebens maßgeblich«, betonte Klein auf Anfrage des Nachrichtenmagazins »Spiegel«.

»Ist diese Perspektive aber lediglich erfunden und wird sie dann auch noch aktiv gegen antisemitismuskritische Arbeit und Institutionen genutzt, kann ich das nur verurteilen«, so der Antisemitismusbeauftragte weiter. Wolff hatte regelmäßig Juden wie Nichtjuden, die anderer politischer Meinung als er waren, diffamiert. Dieses Verhalten bewirke das Gegenteil des notwendigen Eintretens gegen Judenhass, stellte Klein fest.

Vor diesem Hintergrund erklärte die Judaistin und Historikerin Barbara Steiner im Interview mit der Jüdischen Allgemeinen: »Fabian Wolff ist eigentlich der Antisemit, der er nicht sein will.«

Die Botschaft Israels sagte nun über Fabian Wolff: »Wir müssen alle darüber nachdenken, ob die Tatsache, dass er sich als Jude ausgegeben hat, für manchen eine gute Ausrede war, seine Dämonisierung gegenüber dem Staat Israel zu legitimieren.«

Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, konstatiert: »Es zeigt sich ein grundsätzliches Problem dieser Gesellschaft und ihrer Medien: Man hört so gern etwas Israelkritisches und gern auch etwas gegen den Zentralrat der Juden. Und man will es freilich gern von einer jüdischen Stimme hören. Wer das Gewünschte liefert, kann sich vor Angeboten gar nicht retten.«

Die Enthüllung Wolffs, er habe vergangenes Jahr herausgefunden, dass seine Vorfahren entgegen früherer Aussagen seiner Mutter nicht jüdisch gewesen seien, hatte ebenso zahlreich wie massiv Kritik an ihm ausgelöst. Wolff war in den vergangenen Jahren als »jüdischer Publizist« unter anderem auch als Diffamierer Israels (»ethnische Säuberung«) und Verharmloser der antisemitischen BDS-Bewegung aufgetreten.

Wolff hatte zahlreiche Beiträge in Medien wie »Die Zeit«, »Süddeutsche Zeitung« und »Deutschlandfunk Kultur« veröffentlicht. Von 2010 bis 2015 war er als Autor auch für die Jüdische Allgemeine tätig gewesen.

Während die SZ die Texte Wolffs komplett entfernt hat, haben Die Zeit und die Jüdische Allgemeine die Beiträge auf ihren Internetauftritten belassen, aber mit Erklärungen versehen. ja

Biografie

Schauspieler Berkel: In der Synagoge sind mir die Tränen geflossen 

Er ging in die Kirche und war Messdiener - erst spät kam sein Interesse für das Judentum, berichtet Schauspieler Christian Berkel

von Leticia Witte  11.07.2025

TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte, wie eine Arte-Doku zeigt. Bis er eine entscheidende Rolle bekam, die alles veränderte

von Manfred Riepe  11.07.2025

Thüringen

Yiddish Summer startet mit Open-Air-Konzert

Vergangenes Jahr nahmen rund 12.000 Menschen an den mehr als 100 Veranstaltungen teil

 11.07.2025

Musik

Nach Eklat: Hamburg, Stuttgart und Köln sagen Bob-Vylan-Auftritte ab

Nach dem Eklat bei einem britischen Festival mit israelfeindlichen und antisemitischen Aussagen sind mehrere geplante Auftritte des Punk-Duos Bob Vylan in Deutschland abgesagt worden

 10.07.2025

Agententhriller

Wie drei Juden James Bond formten

Ohne Harry Saltzman, Richard Maibaum und Lewis Gilbert wäre Agent 007 möglicherweise nie ins Kino gekommen

von Imanuel Marcus  12.07.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Bilder, die bleiben

Rudi Weissensteins Foto-Archiv: Was die Druckwelle in Tel Aviv nicht zerstören konnte

von Laura Cazés  10.07.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  10.07.2025

Ethik

Der Weg zum Glück

Nichts ist so flüchtig wie der Zustand großer Zufriedenheit. Doch es gibt Möglichkeiten, ihn trotzdem immer wieder zu erreichen – und Verhaltensweisen, die das Glück geradezu unmöglich machen

von Shimon Lang  10.07.2025

Essay

Das Jewish-Hollywood-Paradox

Viele Stars mit jüdischen Wurzeln fühlen sich unter Druck: Sie distanzieren sich nicht nur von Israel und seiner Regierung, sondern auch von ihrem Judentum. Wie konnte es so weit kommen?

von Jana Talke  10.07.2025