Sehen!

»Altes Geld«

Sunnyi Melles (2.v.l.) und Udo Kier (M.) Foto: picture alliance / dpa

Was haben eine dysfunktionale Familie und eine kranke Leber gemeinsam? Beide können einen quälen und ins Grab bringen. Oder – so wie im Fall des von Hepatitis geplagten Rolf Rauchensteiner – ganz in die Nähe. Die Tatsache, dass der Patriarch, grandios gespielt von Udo Kier, schwerreich ist und beste Verbindungen in die Politik hat, scheint in seinem Fall fast schon ein Hindernis zu sein, eine Spenderleber aufzutreiben.

Denn die Ankündigung auf einer Familienkonferenz, die Person, die ihm eine neue Leber besorgt, zum Alleinerben zu machen, aktiviert die Gier der gesamten Mischpoche. Mit einem psychotischen Unterweltkönig wird um ein Ersatzorgan gezockt. Korrupte Kommunalpolitiker, ein restjugoslawischer Kleinkrimineller sowie einige Burka-Trägerinnen sind ebenfalls mit an Bord, wenn es um die Beschaffung geht, weshalb auch ein 105-jähriger Afghane ausgeschlachtet werden soll.

Intrigen-Labyrinth

An vorderster Front in diesem Intrigen-Labyrinth aber steht Liane Rauchensteiner (Sunnyi Melles), die sowohl mit dem Leibarzt ihres Gatten als auch mit ihrem Stiefsohn ein Verhältnis hat und alles unternimmt, damit es ihrem Mann schlechter geht. Dann taucht dessen Halbschwester aus Israel auf und erklärt, ein Restitutionsverfahren einleiten zu wollen. Damit wird klar, dass das sagenhafte Vermögen der Rauchensteiners dem verstorbenen Vater des Patriarchen und dessen Nähe zum Nazi-Regime zu verdanken ist. Die »nichtarische« Gattin dagegen wurde rechtzeitig nach Palästina abgeschoben und ihr damaliger jüdischer Liebhaber ermordet.

Die israelische Familie unterscheidet sich an Bösartigkeit wenig von der österreichischen nach dem Krieg – unterhaltsam nur, dass beide plötzlich auf Hebräisch untereinander Gemeinheiten austauschen.

Altes Geld (2015) ist genau die Serie, die sich deutsche TV-Macher nie trauen würden zu drehen. Denn altes Geld ist oft auch braunes Geld und hat eine schmutzige Geschichte, die nicht einfach 1945 aufhörte. Deshalb wird auch in der Gegenwart munter bestochen, bedroht und betrogen. Alle sind korrupt oder korrumpierbar, umtriebig oder inzestuös unterwegs. »Liebe ist für den Mittelstand«, sagt Liane Rauchensteiner einmal und weiß damit die gesamte Familie, die ansonsten keine Gemeinheit auslassen würde, um eine andere Person zu demütigen, geschlossen hinter sich.

Mit neun Jahren Verspätung ist die von David Schalko produzierte Serie endlich auf Netflix zu sehen.

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. September bis zum 2. Oktober

 18.09.2025

Fußball

Mainz 05 und Ex-Spieler El Ghazi suchen gütliche Einigung

Das Arbeitsgericht Mainz hatte im vergangenen Juli die von Mainz 05 ausgesprochene Kündigung für unwirksam erklärt

 18.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 18.09.2025

Berlin

Mut im Angesicht des Grauens: »Gerechte unter den Völkern« im Porträt

Das Buch sei »eine Lektion, die uns lehrt, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen gab, die das Gute dem Bösen vorzogen«, heißt es im Vorwort

 17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Berlin

»Stärker als die Angst ist das menschliche Herz«

Die Claims Conference präsentiert in einem Bildband 36 Männer und Frauen, die während der Schoa ihr Leben riskierten, um Juden zu retten

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Auszeichnung

Theodor-Wolff-Preis an Journalisten vergeben

Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des »Berliner Tageblatts«, Theodor Wolff (1868-1943)

 17.09.2025

Los Angeles

Barbra Streisand über Dreh mit Robert Redford: »Pure Freude«

Mit dem Klassiker »The Way We Were« (»So wie wir waren«) brachen die beiden Stars in den 70er-Jahren Millionen Herzen. Nach dem Tod von Redford blickt Hollywood-Ikone Streisand zurück auf den Dreh

von Lukas Dubro  17.09.2025

Kritik

Toni Krahl hat »kein Verständnis« für israelfeindliche Demonstrationen

Was in der Region um Israel passiere, sei ein Drama, das sich über Jahrzehnte entwickelt habe, sagte Krahl

 17.09.2025