Nachruf

Abschied von Mr. Spock

Leonard Nimoy in seiner berühmtesten Rolle als Mr. Spock Foto: dpa

Sein letzter Tweet am 23. Februar lautete: »Das Leben ist wie ein Garten. Perfekte Momente können erlebt, aber nicht bewahrt werden, außer in der Erinnerung. LLAP«

Vier Tage später war Leonard Simon Nimoy, dessen Rolle als Mr. Spock in der TV-Serie »Raumschiff Enterprise« ihn weltberühmt gemacht hatte, tot. Im vergangenen Jahr gab Nimoy bekannt, dass er an der chronischen Lungenkrankheit COPD leide, an deren Folgen er am Freitagabend im Alter von 83 Jahren in Los Angeles starb.

Schauspieler-Kollegen wie William Shatner, der Captain Kirk spielte, twitterte: »Ich habe ihn wie einen Bruder geliebt. Wir alle werden seinen Humor vermissen, sein Talent und seine Fähigkeit zu lieben.«

Zachary Quinto, der in den neueren »Star Trek«-Filmen Mr. Spock verkörperte, schrieb via Kurzmitteilungsdienst Twitter: »Mein Herz ist gebrochen. Ich liebe dich zutiefst, mein teurer Freund. Und ich werde dich jeden Tag vermissen. Mögen Scharen von Engeln dich singend zur letzten Ruhe geleiten.«

Jiddisch »Star Trek« war für den am 26. März 1931 als Sohn jiddischsprachiger Eltern geborenen Nimoy eminent jüdisch: »Wenn die hohe Wertschätzung von Bildung jüdisch ist, dann kann man durchaus sagen, dass es in Star Trek jüdische Aspekte gibt«, erklärte der Schauspieler einmal bei einem Vortrag. »Und wie steht es mit der Toleranz gegenüber jedem Individuum, seiner Würde? Wie steht es mit Wohltätigkeit und Sorge um die Bedürftigen? Das sind Werte, die in der ganzen Serie sehr wichtig sind, und es sind jüdische Werte!«

Er habe, sagte Nimoy, das Glück gehabt, in der Serie eine Figur mit ausgeprägtem »Diaspora-Charakter« zu verkörpern: Halb Vulkanier, halb Mensch sei Spock der »Andere«, der »Fremde«. Ein Grund, warum Leonard Nimoy nie Probleme hatte, sich in Spock hineinzuversetzen. »Ich bin in Boston aufgewachsen. Eine sehr katholische Stadt. Ich wuchs in dem Bewusstsein auf, der Andere zu sein und dass der Rest der Welt katholisch ist.«

Als der junge Nimoy seinem Vater im Alter von 17 Jahren gestand, dass er Schauspieler werden wollte, war die Antwort eindeutig: »Lerne lieber, Akkordeon zu spielen. Damit kannst du dir immer dein Geld verdienen!«

Doch Leonards Großvater bestärkte den Enkel, seinen Traum zu verwirklichen. So wurde Leonard Nimoy auch jenseits von Star Trek zu einem angesehenen Charakterdarsteller, unter anderem an der Seite von Ingrid Bergmann in dem Golda-Meir-Biopic A Woman called Golda (1981) oder als Schoa-Überlebender Mel Mermelstein in dem Dokudrama Never Forget (1989).

Auch als Fotograf hatte sich Nimoy einen Namen gemacht, unter anderem mit jüdischen Themen, wie in dem Fotoband Shekhina. A photographic essay about the feminine presence of God (2002).

Jiddisch Seine große Leidenschaft galt auch der jiddischen Sprache. In einem Interview für das Wexler Oral History Project am Yiddish Book Center aus dem Jahr 2013, sprach Nimoy über seine enge Verbindung zur Sprache seiner Eltern. Seine ersten Rollen waren auf Jiddisch; und die Lieber zu den »Mameloschn«, wie er sie nannte, ging sogar so weit, dass er für eine gewisse Zeit wöchentlich zu einer Psychologin ging, die auch einen Universitätsabschluss in Jiddisch hatte und sich mit ihr über die Sprache und auf Jiddisch unterhielt. Zu sehen, dass Jiddisch immer mehr aussterbe, mache ihn traurig, sagte Nimoy in dem Interview. LLAP, Mr. Spock! kat/Christian Buckard

www.yiddishbookcenter.org/Leonard-Nimoy
www.youtube.com/watch?v=2s2YRI13QUs

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  08.12.2025

Vortrag

Über die antizionistische Dominanz in der Nahostforschung

Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf hat im Rahmen der Herbstakademie des Tikvah-Instituts über die Situation der Universitäten nach dem 7. Oktober 2023 referiert. Eine Dokumentation seines Vortrags

 07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Los Angeles

Schaffer »visionärer Architektur«: Trauer um Frank Gehry

Der jüdische Architekt war einer der berühmtesten weltweit und schuf ikonische Gebäude unter anderem in Los Angeles, Düsseldorf und Weil am Rhein. Nach dem Tod von Frank Gehry nehmen Bewunderer Abschied

 07.12.2025

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025