Streaming

900 Verdächtige?

Maskiert: Bei dem Angriff sterben vier Schüler. Foto: screenshot

Der Anfang ist noch reichlich verstörend. Es ist Jom Hasikaron, der jährliche Gedenktag für die gefallenen israelischen Soldaten, und in einer ausgerechnet nach dem ermordeten Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin benannten Highschool irgendwo in einer Stadt in Israel singen Schüler die üblichen traurigen Lieder. Aber plötzlich erscheinen wie aus dem Nichts mehrere Personen mit Einhornmasken in der Aula und schießen wild in die Menge. Chaos bricht aus, vier Gymnasiasten werden erschossen und sterben.

Die erste Einschätzung der Behörden: Alles deutet auf einen Terrorakt hin. Doch der ermittelnde Kommissar Ram Davidi, gespielt von dem prominenten israelischen Schauspieler und Comedian Guri Alfi, vermutet etwas ganz anderes hinter der Tat. Er kennt die Schule nur allzu gut, hat dort in seiner Jugend selbst einige traumatisierende Erfahrungen machen müssen und glaubt, dass die Mörder aus dem Kreis der Schülerschaft stammen müssen. Seine Vermutungen stoßen bei den Kollegen erst einmal auf Widerspruch. Genervt fragen sie: »Haben wir jetzt etwa 900 Verdächtige?«

ermittlungen Doch Davidi lässt nicht locker, begibt sich auf Spurensuche und stößt dabei auf die App »Blackspace«, eine Plattform in den Tiefen des Internets, über die die Schüler miteinander nicht nur Nachrichten austauschen, sondern ebenfalls ihre innersten Wünsche und Gedanken preisgeben, die Eltern und Lehrer eben nicht erfahren dürfen. Auch agiert Davidi recht konfrontativ bei seinen Ermittlungen. »Ich bin hier, und ich finde euch«, droht der Kommissar bei einer Schülerversammlung, was zu noch mehr Verunsicherung führt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Langsam, aber sicher geht Davidi den Geheimnissen auf den Grund. Mit jeder neuen Entdeckung indes eröffnet sich ein weiterer, erschreckender Einblick in die Abgründe der Psyche der Schüler. Es zeigen sich Abhängigkeiten und Rituale in Teenie-Cliquen, die durch die Dynamiken, wie sie in sozialen Medien entstehen können, noch einmal extremer und unheimlicher werden, weil Kontrollverlust und Machtspiele mit ihnen Hand in Hand gehen.

Viel deutet darauf hin, dass Blackspace den vielen Erfolgsgeschichten von israelischen TV-Serien in jüngster Zeit ein neues Kapitel hinzufügen wird. Netflix und RTL sowie ein niederländischer Sender haben sich in diesen Tagen schon mal die Rechte gesichert. Eine zweite Staffel ist vor Ausstrahlung der ersten bereits in Planung.

gewalt Bemerkenswert: Anders als bei Shtisel, Fauda oder Hatufim ist in Blackspace kaum etwas explizit Israelisches oder Jüdisches zu erkennen – wenn man von den palästinensischen Arbeitern, die anfangs als Verdächtige verhaftet werden, oder der Jom-Hasikaron-Zeremonie einmal absieht. Für den weiteren Plot sind diese Aspekte jedoch ohne Relevanz. Es dreht sich allein um die Themen Gewalt in der Gesellschaft und Probleme beim Erwachsenwerden – das funktioniert eben weltweit.

Handwerklich orientiert Blackspace sich an den großen Hollywood-Produktionen. Die Storyline und das Tempo der Schnitte sind keineswegs originell, Ähnliches hat man bereits in anderen Produktionen gesehen. Der Spannung tut das aber keinen Abbruch. Denn schnell werden die Zuschauer in die Geschichte mit ihren markanten Charakteren hineingesogen und wollen wissen, wie es weitergeht. Nicht die schlechteste Voraussetzung für einen kurzweiligen Binge-Watching-Serienabend.

»Blackspace«. Demnächst bei Netflix und RTL

Glosse

Der Rest der Welt

Tassen, Leggings, Mähnen: Auf der Suche nach dem Einhorn

von Nicole Dreyfus  14.05.2025

Zahl der Woche

30 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 14.05.2025

Antisemitismus

Kanye Wests Hitler-Song »WW3« ist Hit auf Spotify

Der Text ist voller Hitler-Verehrung, gleichzeitig behauptet der Musiker, er könne kein Antisemit sein, weil er schwarz sei

 14.05.2025

Mythos

Forscher widerlegen Spekulation über Olympia-Attentat 1972

Neue Recherchen widersprechen einer landläufigen Annahme zum Münchner Olympia-Attentat: Demnach verfolgten die Terroristen die Geschehnisse nicht am Fernseher. Woher die falsche Erzählung stammen könnte

von Hannah Krewer  14.05.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 15. Mai bis zum 22. Mai

 14.05.2025

TV-Tipp

Arte zeigt Porträt des kanadischen Sängers Leonard Cohen

Es ist wohl das bekannteste Lied des kanadischen Sängers Leonard Cohen. Und so steht »Hallelujah« auch im Zentrum eines ebenso unterhaltsamen wie inspirierenden Porträts über diesen modernen Minnesänger

 14.05.2025

Eurovision Song Contest

Boykottaufrufe gegen Israel »erschreckend und abstoßend«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer weist Forderungen nach einem Ausschluss der israelischen Sängerin Yuval Raphael zurück

 14.05.2025

Schweiz

Das Leben feiern

In diesem Jahr findet der ESC in Basel statt. Israel ist seit 1973 vertreten – ein persönlicher Rückblick

von Jan Feddersen  14.05.2025

JFBB

Die bessere Berlinale

Das 31. Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg sorgte für eine scharfe Kontroverse, aber vor allem für Dialog und gutes Kino

von Ayala Goldmann  13.05.2025