Goethe-Universität

1,5 Millionen Euro für Erforschung jüdischer Texte

Blick in die Bibliothek der Goethe-Universität in Frankfurt am Main Foto: dpa

Der Europäische Forschungsrat fördert ein Projekt an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie der Frankfurter Goethe-Universität mit 1,5 Millionen Euro. In dem Projekt der Historikerin Iris Idelson-Shein geht es um jüdische Texte, die vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert als Übersetzungen aus anderen Sprachen entstanden sind, wie die Universität am Dienstag mitteilte.

Die Texte hätten dazu beigetragen, das Leben, Kultur, Literatur und Geschichte der Juden in der frühen Neuzeit zu prägen. Denn die meisten Juden in Europa hätten Texte in nicht-jüdischen Sprachen nicht lesen können, erklärte die Universität.

lücke »Bisher ist kein Versuch unternommen worden, sich mit der Gesamtheit der jüdischen Übersetzungen in der Frühen Neuzeit auseinanderzusetzen«, sagte Idelson-Shein, »sodass deren Reichweite, geografische Verbreitung, Entwicklung und Quellen weitgehend unbekannt sind.«

Einer der Gründe für diese Forschungslücke sei die »entmutigend große Vielfalt dieser Literatur, die auf Quellen in verschiedenen Sprachen beruht sowie unterschiedliche Genres, Räume und Epochen einschließt«. Zusätzlich hätten die jüdischen Autoren ihre Übersetzungen oft als eigene Werke ausgegeben.

Um den nicht-jüdischen Textkorpus zu identifizieren, ist nach den Worten von Idelson-Shein eine große Vertrautheit mit jüdischen und nicht-jüdischen literarischen Systemen notwendig. Außerdem müssten mehrere Sprachen und Forschungsmethoden beherrscht werden. Deshalb habe sie für ihr auf fünf Jahre angelegtes Projekt eine mehrsprachige, interdisziplinäre Gruppe junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angeworben.

geschichte Die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie wurde 1989 von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gestiftet. Gemäß den Vereinbarungen mit dem Land Hessen wird die ehemalige Stiftungsprofessur seit dem 1. Januar 2005 vom Land Hessen dauerhaft fortgeführt.

Die Stiftungsprofessur hat das Ziel, Hörerinnen und Hörern aller Fachbereiche, insbesondere den Studierenden der Theologie und Philosophie, sowie der interessierten Öffentlichkeit Zugänge zu Geschichte und Gegenwart des Judentums zu eröffnen.

Martin Buber, dessen Namen die Professur trägt, war Lehrer am jüdischen Lehrhaus in Frankfurt und gleichzeitig Lehrbeauftrager und später Professor an der Goethe-Universität. Er wurde 1933 durch die Nationalsozialisten aus seinem Amt entfernt und emigrierte später nach Palästina. 1953 erhielt er in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Inhaber der Martin-Buber-Professur waren bisher unter anderem Moshe Goshen-Gottstein (Jerusalem), Ithamar Gruenwald (Tel Aviv), Susannah Heschel (Cleveland), Almut Sh. Bruckstein (Jerusalem) und Myriam Bienenstock (Tours/Paris). ja/epd

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert