Belgien

Zeitschrift löscht Messerstecherfantasien gegen Juden

Herman Brusselmans löste mit seiner Kolumne Empörung aus Foto: imago/Hollandse Hoogte

Die belgische Zeitschrift »Humo« hat eine judenfeindliche Kolumne des Schriftstellers Herman Brusselmans nach Protesten von ihrer Webseite genommen.

In dem Text hatte der Autor suggeriert, er habe große Lust, jedem vorbeigehenden Juden wegen des israelischen Vorgehens in Gaza ein Messer in die Kehle zu rammen und Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu als »kleinen, dicken, glatzköpfigen Juden« bezeichnet. Zuvor hatte die Redaktion sich noch hinter Brusselmans gestellt und den Text als »Satire« bezeichnet hatte.

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Brusselmans (66) hatte in der am Sonntag veröffentlichten Kolumne über das Leid der Palästinenser im Gaza-Krieg geschrieben und folgenden Satz verwendet: »Ich sehe das Bild eines weinenden und schreienden palästinensischen Jungen, der völlig außer sich ist und nach seiner Mutter ruft, die unter den Trümmern liegt, und ich stelle mir vor, dass der Junge mein eigener Sohn Roman ist und die Mutter meine Freundin Lena, und ich werde so wütend, dass ich jedem Juden, dem ich begegne, ein spitzes Messer in die Kehle rammen möchte.«

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Jüdische Organisationen und auch belgische Politiker hatten scharf gegen die ihrer Ansicht nach offen antisemitischen und zur Gewalt aufrufenden Sätze protestiert und Anzeige gegen Brusselmans und die Humo-Redaktion erstattet.

Die European Jewish Association (EJA) nannte den Text einen »Aufruf zum Mord« an Juden und erklärte: »Eine solch gefährliche Rhetorik lädt zu echter Gewalt ein.«

Auch international machte Belgien damit erneut Negativschlagzeilen in punkto Antisemitismus. Brusselsmans nannte die Kritik zunächst »völlig abwegig«, und Humo erklärte, dass »bei satirischen Autoren wie Herman Brusselmans das, was geschrieben wird, nie hundertprozentig wörtlich zu nehmen ist.« Deshalb habe man als Redaktion nicht in den Text des Kolumnisten eingegriffen.

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Jetzt gab man sich aber zerknirscht – wohl auch deswegen, weil die Sache immer weitere Kreise gezogen und am Donnerstag sogar der US-Sender CNN über die Angelegenheit berichtet hatte. Beobachter wie der flämische Politiker Theo Francken vermuten, dass der Herausgeber von Humo, die DPG Media, sich Sorgen um seinen guten Ruf im internationalen Geschäft zu machen begann.

»Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir uns über die Angelegenheit ärgern«, erklärte der stellvertretende Humo-Chefredakteur Matthias Vanderaspoilden auf der Webseite der Zeitschrift. »Es war natürlich nie unsere Absicht, die jüdische Gemeinschaft zu verletzen. Sollte das geschehen sein, möchten wir uns dafür entschuldigen. Das ist auch der Grund, warum wir uns schließlich entschieden haben, die Kolumne offline zu nehmen.«

Die EJA begrüßte diese Entscheidung und nannte sie einen »Schritt in die richtige Richtung«.  Brusselmans selbst habe hingegen »keinerlei Reue für sein ›Gedankenexperiment‹ gezeigt, alle Juden zu ermorden, die er auf der Straße trifft. Er betrachtet also die Aufstachelung zum Mord weiterhin als sein Recht auf freie Meinungsäußerung«, erklärte der Vorsitzende des Verbandes, Rabbiner Menachem Margolin. »Das ist alles viel zu wenig, viel zu spät.«

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