Nach dem Angriff in Zürich

»Wir lassen uns nicht einschüchtern«

Bei dem mutmaßlichen Täter, der am Samstag in Zürich einen 50-jährigen jüdischen Mann schwer verletzt hat, soll es sich um einen 15-jährigen Schweizer mit tunesischem Hintergrund handeln, der im Dezember 2011 eingebürgert wurde. Das hat die Oberjugendanwaltschaft in einer Pressekonferenz zur Sicherheitslage für die jüdische Gemeinschaft in Zürich am Montagnachmittag mitgeteilt. Ob es sich bei dem Mann um einen Einzeltäter handelt, das sei derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen.

Regierungspräsident Mario Fehr vom Kanton Zürich versicherte: »Wir werden alles unternehmen, damit sich die jüdische Gemeinschaft hier bei uns in Zürich sicher fühlt.« Für Fehr sei es ein »Terroranschlag, weil jemand einzig und allein wegen seiner Religionszugehörigkeit niedergestochen wurde«. Der Politiker betonte laut der Online-Zeitung »20Min«, dass es sich bei dem Terroranschlag um einen Anschlag gegen »uns alle« handelt.

Der Hass auf Jüdinnen und Juden habe ein völlig neues Niveau erreicht, so Jonathan Kreutner

Jonathan Kreutner, der Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) wurde bei der Pressekonferenz deutlich: »Es war ein antisemitisches Hassverbrechen. Das Opfer wurde angegriffen, allein weil es jüdisch ist.« Es sei ein Angriff von nationaler Bedeutung. Der Hass auf jüdische Menschen habe mit dieser Attacke »ein völlig neues Niveau erreicht, sagte Kreutner.

Es sei bei der Schwere der Verletzungen «nicht selbstverständlich», dass der Mann, der im Züricher Stadtteil Selnau am Samstagabend bei dem Angriff schwer verletzt wurde, überlebt habe, sagte Kreutner. Er bedankte sich bei den Passanten, die den Täter aufgehalten haben: «Die Retter kennen wir nicht, aber sie haben große Zivilcourage gezeigt. Sie haben den Tod des Opfers verhindert und auch einen weiteren Angriff auf die zwei dazugestoßenen Familienangehörigen verhindert.»

Es soll auch ein Bekennervideo des Täters geben, worin er sich zur Terrororganisation IS bekennt. Das Video wird als authentisch eingestuft.

Seit Sonntag sind die Sicherheitsvorkehrungen an jüdischen Einrichtungen in Zürich hochgefahren worden, wie Stadträtin Karin Rykart erläuterte. Es gebe zudem einen regelmäßigen Austausch zwischen den Sicherheitsbehörden und den jüdischen Einrichtungen in Zürich.

Der Angriff, so zitiert «20Min» SIG-Generalsekretär Kreutner, habe ein großes Loch in das Sicherheitsempfinden der Juden gerissen, «aber wir lassen uns nicht einschüchtern». kat

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  18.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  18.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens: Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen

von Jürgen Prause  18.11.2025

Mexiko

Antisemitisches Graffiti gegen Claudia Sheinbaum sorgt für Empörung

Die Worte »puta judía« wurden auf Gebäude des Obersten Gerichtshofs geschmiert. Die jüdische Gemeinschaft des lateinamerikanischen Landes verurteilt den sich immer wieder äußernden Judenhass

 17.11.2025

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

"Stiller & Meara"

Abschied von den Eltern

Leinwandstar Ben Stiller hat eine erstaunlich persönliche Doku über seine berühmte Familie gedreht

von Patrick Heidmann  16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025