Österreich

Wiens Juden sind besorgt

Bundeskanzler Österreichs: Sebastian Kurz Foto: dpa

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, ist besorgt über die Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ. »Darüber können auch die Bekenntnisse zu Menschenrechten und Europa nicht hinwegtäuschen«, erklärte er am Dienstagmorgen.

In der Wiener Hofburg war am Montag Österreichs neue Regierung vereidigt worden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen nahm den Mitgliedern des Kabinetts den Amtseid ab und ernannte den Chef der Österreichischen Volkspartei (ÖVP), Sebastian Kurz (31), zum Bundeskanzler. Der Vorsitzende der rechtspopulistischen FPÖ, Heinz-Christian Strache (48), ist neuer Vizekanzler. Seine Partei übernimmt die Schlüsselministerien Äußeres, Verteidigung und Inneres.

Aufruf »Ich gratuliere Sebastian Kurz, einem Freund der jüdischen Gemeinde, dazu, nun als Bundeskanzler angelobt worden zu sein«, erklärte IKG-Chef Oskar Deutsch. Doch sei die Tatsache, dass die ÖVP die FPÖ in die Regierung geholt hat, besorgniserregend. Es könne niemals Normalität werden, »dass eine rechtspopulistische bis rechtsextreme Partei, deren Vertreter immer wieder Schwierigkeiten hatten, sich vom Nationalsozialismus zu distanzieren, und Stimmung gegen Menschen anderer Kulturen und Religionen gemacht haben, in Regierungsverantwortung gelangt«, so Deutsch.

Für besonders bedenklich halte er, dass »gerade diese Partei nun die politische Verantwortung sowohl für Polizei und damit die Geheimdienste sowie für das Bundesheer trägt«. Alle Demokraten hätten jetzt »die moralische und historische Pflicht, auf die Gefahren nationalistischer Politik hinzuweisen und wachsam zu bleiben«.

Einfluss Auch der Jüdische Weltkongress (WJC) äußerte sich besorgt über Kurz’ Entscheidung, eine Koalition mit der FPÖ zu bilden. WJC-Präsident Ronald Lauder erklärte, er sei »erschüttert« über die Regierungsbeteiligung der Rechtspopulisten. »Es ist stark beunruhigend, dass (...) sie nun eine Position mit ernsthaftem Einfluss innehaben werden«, so Lauder. Er hoffe, dass sich die Politik der neuen Bundesregierung »nicht in gefährlichem Populismus auflöst«.

Nach der Regierungsbildung in Österreich muss sich auch Jerusalem gegenüber Wien neu positionieren. Israels Premier- und Außenminister Benjamin Netanjahu erklärte am Montag, seine Regierung werde die rechtsextremen Minister der neuen österreichischen Koalitionsregierung boykottieren und nur mit Beamten niedrigen Ranges zusammenarbeiten. In einer Pressemitteilung der israelischen Botschaft in Wien heißt es: Netanjahu habe den Generalsekretär des israelischen Außenministeriums »angewiesen, eine professionelle Bewertung über die Art und Weise der Kontakte gegenüber der neuen Regierung vorzunehmen«. ja

Ungarn

Europäisch und zeitgemäß

Das einzige jüdische Theater heißt Gólem und ist jünger und provokanter, als die meisten erwarten

von György Polgár  18.04.2024

Großbritannien

Seder-Tisch für die Verschleppten

131 Stühle und zwei Kindersitze – einer für jede Geisel – sind Teil der Installation, die in London gezeigt wurde

 18.04.2024

Medien

Die Mutter einer Geisel in Gaza gehört zu den »einflussreichsten Menschen 2024«

Das Time Magazine hat seine alljährliche Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres veröffentlicht. Auch dieses Mal sind wieder viele jüdische Persönlichkeiten darunter

 18.04.2024

Indonesien

Unerwartete Nähe

Das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt will seine Beziehungen zu Israel normalisieren

von Hannah Persson  18.04.2024

Schweiz

SIG begrüßt Entscheidung für Verbot von Nazi-Symbolen

Wann die Pläne umgesetzt werden, bleibt bisher unklar

von Imanuel Marcus  17.04.2024

Judenhass

Antisemitische Vorfälle in den USA um 140 Prozent gestiegen

Insgesamt gab es 8873 Übergriffe, Belästigungen und Vandalismusvorfälle

 17.04.2024

Chile

Backlash nach Boykott

Mit israelfeindlichem Aktionismus schadet das südamerikanische Land vor allem sich selbst

von Andreas Knobloch  16.04.2024

Kiew

Ukraine bittet um gleichen Schutz wie für Israel

Warum schützt der Westen die Ukraine nicht so wie Israel? Diese Frage stellt der ukrainische Staatschef Selenskyj in den Raum

von Günther Chalupa  16.04.2024

Statement

J7 Condemn Iranian Attack on Israel

The organization expressed its »unwavering support for Israel and the Israeli people«

von Imanuel Marcus  15.04.2024