Europäische Union

Was liegt Europas Juden besonders am Herzen?

Die Unterstützung Israels ist etwa 50 Prozent der Befragten sehr wichtig. Foto: imago images/Emmanuele Contini

Die Mehrheit der europäischen Juden fühlt sich laut einer Studie keiner der jüdischen Strömungen besonders verbunden. Die Erinnerung an den Holocaust spiele für ihre jüdische Identität eine weitaus wichtigere Rolle als die Unterstützung Israels oder der Glaube an Gott, ergab die am Mittwoch veröffentlichte Studie des Londoner Institute for Jewish Policy Research zur jüdisch-europäischen Identität, wie die Zeitung »Haaretz« berichtet.

Die Studie basiert auf Daten von rund 16.000 Juden in zwölf Ländern der Europäischen Union, darunter Deutschland und Österreich. Erhoben wurden sie laut Bericht 2018 im Rahmen einer von der EU in Auftrag gegebenen und bislang unveröffentlichten Studie zu jüdischen Wahrnehmungen und Erfahrungen mit Antisemitismus.

Laut der Studie ist die Mehrheit der europäischen Juden nicht religiös praktizierend.

Belgien hat unter den zwölf Ländern den höchsten Anteil religiöser Juden in Europa, während der Anteil an Juden reformjüdischer Strömungen in Spanien am höchsten war. Die größten jüdischen Gemeinden dort haben Frankreich und Großbritannien, die kleinste Gemeinde hat Dänemark.

SEDER Laut der Studie ist die Mehrheit der europäischen Juden nicht religiös praktizierend, sieht sich aber dennoch eher als religiöse denn als ethnische Minderheit. Demnach nimmt die Mehrheit der europäischen Juden an einem Pessach-Seder teil und fastet an Jom Kippur, besucht aber nicht regelmäßig eine Synagoge, hält sich nicht an die jüdischen Speisevorschriften und hält nicht den Schabbat.

Fünf Prozent bezeichneten sich demnach als strengreligiös (ultraorthodox), acht Prozent als religiös (orthodox) und 15 Prozent als progressiv- oder reformjüdisch. Der Anteil der religiösen oder strengreligiösen europäischen Juden sei unter den Jüngeren weitaus höher. Die Mehrheit identifizierte sich mit keiner der Strömungen, sondern bezeichnete sich als »einfach jüdisch« (38 Prozent) oder »traditionell« (24 Prozent).

UNTERSCHIEDE Signifikante Unterschiede bei der religiösen Selbstzuordnung ließen sich laut Bericht in den verschiedenen Ländern ausmachen. Demnach bezeichneten 31 Prozent der Juden in Belgien als strengreligiös, während ihr Anteil in Dänemark, Schweden und Spanien unter ein Prozent lag.

Die Unterstützung Israels und das Feiern jüdischer Feste ist rund 50 Prozent sehr wichtig.

Progressive und Reformjuden machen in Spanien, Deutschland und den Niederlanden 20 Prozent oder mehr der jüdischen Gesamtbevölkerung aus, in Belgien hingegen acht und in Ungarn fünf Prozent.

Für die jüdisch-europäische Identität besonders wichtig ist laut der Studie die Erinnerung an den Holocaust (78 Prozent) sowie der Kampf gegen Antisemitismus (73 Prozent). Die Unterstützung Israels und das Feiern jüdischer Feste ist rund 50 Prozent sehr wichtig. Als sehr wichtig bezeichnete rund ein Drittel den Glauben an Gott.

Gleichzeitig gaben 35 Prozent der Befragten an, sich vor allem aufgrund der Religion als jüdisch zu sehen, während die ethnische Zugehörigkeit bei 9 Prozent das wichtigste Element bei der Zugehörigkeit zum Judentum ausmacht. kna/ja

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024