Österreich

Wahlkampf in Wien

Rundherum in Wien: Das Kandidatenkarussell dreht sich schon jetzt, obwohl die Gemeinde erst im Oktober über ihren neuen Vorsitzenden abstimmt. Foto: cc

Im November wird der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien neu gewählt. Zu besetzen sind insgesamt 24 Sitze im Gemeindeparlament. Schon jetzt ist der Wahlkampf voll entbrannt.

Zwei neue Fraktionen gehen an den Start. Martin Engelberg von der neu gegründeten Fraktion Chaj, verkündete kürzlich seinen Entschluss, »für das wichtige Amt des Präsidenten in unserer Gemeinde zu kandidieren«. Der Psychoanalytiker ist mit der Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Danielle Spera, verheiratet.

Die Konkurrenz von der Initiative Respekt, die sich für mehr Transparenz in der IKG einsetzt, sammelte in den vergangenen Wochen beeits 1.000 Interessierte auf Facebook. Bekannteste Vertreterin der Gruppe ist Patricia Kahane, Präsidentin der Karl-Kahane-Stiftung und Bankaufsichtsrätin.

Mehrheit Derzeit hält Atid, die Liste des amtierenden Präsidenten Ariel Muzicant, mit zehn Sitzen die Mehrheit. Gescher, eine erst vor der letzten Wahl von jungen kulturaffinen Juden gegründete Liste, verfügt über zwei Mandate und dürfte nicht mehr antreten.

Chaj und Respekt streben aber wesentlich mehr Mandate als die zwei von Gescher an – sie wollen die Mehrheit von Atid angreifen. Als Zielgruppe habe Chaj nicht nur die Aschkenasen, sondern die gesamte Gemeinde im Blick, sagte Engelberg der Jüdischen Allgemeinen. Die Namen der weiteren Kandidaten wurden noch nicht veröffentlicht, unter ihnen befänden sich aber auch Vertreter der Orthodoxie und der Bucharen, betonte Engelberg.

Er sieht die Gemeinde in ihrer dritten Phase nach 1945: In der Nachkriegszeit hätten die Juden in Wien praktisch auf gepackten Koffern gesessen. Danach sei unter den Präsidenten Paul Grosz und Muzicant die Infrastruktur aufgebaut worden. Nun, so Engelberg, »müssen wir das alles mit Leben füllen«.

Die Initiative Respekt tritt als Team an und hat keinen ausgewiesenen Präsidentschaftskandidaten – dafür viele Fachexperten, die sich bereits in Gremien der IKG engagiert haben. »Open governance« strebe man an, so Kahane. Vielen Gemeindemitgliedern sei der Stil von Atid zu intransparent.

»Jeder soll alles erfahren können. Es darf nicht alles hinter verschlossenen Türen passieren.« Besonders im Blickfeld der Initiative Respekt sind die Finanzen der IKG. Viele Prestigeprojekte könne man sich schlicht nicht leisten, wird argumentiert.

Wechsel Bei Atid indessen wird diesen Monat ein Wechsel vollzogen: Wie bereits lange geplant, übergibt Muzicant am 21. Februar den Vorsitz an Oskar Deutsch, derzeit noch sein Stellvertreter. Deutsch stand vergangenen Sommer den Makkabi-Spielen in Wien vor und ist Geschäftsführer einer Kaffeehandelsfirma. Er ist zuversichtlich, dass Atid die Mandatsmehrheit behält. Das Ziel sei es, »alle Gemeindemitglieder noch mehr dazu zu bringen, sich mit der Gemeinde zu identifizieren«.

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  18.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens: Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen

von Jürgen Prause  18.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  17.11.2025

Mexiko

Antisemitisches Graffiti gegen Claudia Sheinbaum sorgt für Empörung

Die Worte »puta judía« wurden auf Gebäude des Obersten Gerichtshofs geschmiert. Die jüdische Gemeinschaft des lateinamerikanischen Landes verurteilt den sich immer wieder äußernden Judenhass

 17.11.2025

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

"Stiller & Meara"

Abschied von den Eltern

Leinwandstar Ben Stiller hat eine erstaunlich persönliche Doku über seine berühmte Familie gedreht

von Patrick Heidmann  16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025