Schweiz

Vitrinen und Sponsoren

Nach rechts durch den Hinterhof: Jüdisches Museum der Schweiz Foto: Peter Bollag

In vielen Städten wie Berlin oder Frankfurt am Main steht das Jüdische Museum in bester Lage – oder der Weg dahin ist zumindest gut ausgeschildert und leicht zu finden. In der Schweiz ist das anders: Das einzige jüdische Museum des Landes liegt versteckt in einem Hinterhof am Rande der Altstadt von Basel. Auswärtige Besucher, denen es tatsächlich gelungen ist, das Museum zu finden, müssen auch noch Glück haben: Denn das Haus ist nur drei Tage die Woche geöffnet.

Themen All dies hat auch damit zu tun, dass es der Schweizer Staat nicht als vordringliche Aufgabe ansieht, Museen zu unterstützen. Bereits 1966, also früher als viele andere jüdische Museen im deutschsprachigen Raum, wurde das Jüdische Museum der Schweiz (JMS) auf private Initiative der Bankiersfamilie Guth-Dreyfus gegründet. Im Gegensatz zu anderen Häusern finanzierte es sich jahrzehntelang ausschließlich über Spenden.

Das schränkte die Möglichkeiten ein: Auf engstem Raum zeigt das Museum etwa die Anfänge jüdischen Lebens in der heutigen Schweiz, und natürlich gibt es auch eine Vitrine zu Theodor Herzl und den ersten Zionistenkongressen. Viele andere Themen jedoch wie »Jüdische Flüchtlinge in der Grenzstadt Basel« oder etwas zur Tradition des Schweizer Schächtverbots sucht man vergeblich.

»Wir sind ein Haus im Aufbruch«, sagt Gaby Knoch-Mund. Sie leitet das Museum seit gut drei Jahren. Unter der studierten Judaistin ist es zu neuen Ufern aufgebrochen: 2012 sei mit rund 5800 verzeichneten Besuchern ein »rekordverdächtiges Jahr« gewesen, sagt Knoch-Mund und erwähnt die mehr als 150 Führungen, die es gab. Zu verdanken war das nicht zuletzt einer Ausstellung über die Bar- und Batmizwa, die anscheinend auch viele nichtjüdische Jugendliche angezogen hat.

Defizit Finanziell geholfen hat das zunehmende Interesse dem Museum allerdings nicht. Im vergangenen Jahr wurde ein Defizit von rund 45.000 Euro verzeichnet – eigentlich keine Riesensumme, doch für ein Haus mit einem Jahresbudget von rund 240.000 Euro ein erheblicher Fehlbetrag. Bis 2015 unterstützt der Kanton Basel-Stadt das Museum mit einem kleinen jährlichen Betrag, doch danach muss neu verhandelt werden.

Damit das JMS in den Genuss von Bundessubventionen gelangen könnte, müsste es zu einem sogenannten Kompetenzzentrum werden, erklärt Urs Staub, Leiter der Abteilung »Museen« im Bundesamt für Kultur in Bern. »Schweizer Museen, die Bundesgelder bekommen möchten, müssen zur nationalen Identität beitragen können.« Als entsprechendes Beispiel nennt Staub das Alpine-Museum in Bern und macht den Baslern Mut: »Da wir in der Schweiz kein Religionsmuseum haben, würde ich das natürlich sehr begrüßen.« Der Anstoß, so der Berner Beamte, müsste aber schon vom JMS selbst kommen.

Dort sucht eine Arbeitsgruppe nun nach neuen Geldquellen – vor allem nach Sponsoren. »Auch darum sehen wir uns mittelfristig nach einem neuen Standort um«, sagt Knoch-Mund.

Vielleicht liegt dieser Standort gar nicht mehr in Basel, sondern im Kanton Aargau: Dort gibt es die beiden ehemaligen »Judendörfer« Endingen und Lengnau (vgl. Jüdische Allgemeine vom 3. Mai), die ihren »Kulturweg« gerne aufwerten würden. Möglicherweise könnte sich deshalb eines Tages eine Zusammenlegung der beiden Institutionen aufdrängen – denn dass Spenden und staatliches Geld für ein Jüdisches Museum in Zukunft reichlicher fließen werden als heute, sei unwahrscheinlich, sagt Urs Staub.

Australien

»Ich wollte verhindern, dass unschuldige Menschen getötet werden«

Ahmed Al-Ahmed, der »Held von Sydney«, hat sich erstmals persönlich zu seinem mutigen Eingreifen während des Massakers an einer Chanukka-Feier am Strand geäußert

von Nicole Dreyfus  29.12.2025

Sydney

Großes Sicherheitsaufgebot nach dem Terror am Bondi Beach

Schwer bewaffnete Polizisten sollen das berühmte Feuerwerk zum Jahreswechsel schützen. Zuvor will die Stadt in einer Schweigeminute der Opfer des Anschlags gedenken

 28.12.2025

Australien

Brandanschlag auf Auto eines Rabbiners in Melbourne

Kurz nach dem Terroranschlag am Bondi Beach geht im Süden Australiens ein Fahrzeug mit »Happy Chanukah!«-Schriftzug in Flammen auf

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Frankreich

Jüdische Kinder vergiftet, aber Antisemitismus spielt keine Rolle

Ein Kindermädchen, das ihre jüdischen Arbeitgeber vergiftet hatte, wurde nun in Nanterre verurteilt - allerdings spielte ihr Antisemitismus im Urteil keine Rolle. Das sorgt für Protest

 22.12.2025

Australien

Gedenken am Bondi Beach – Forderung nach Aufklärung

Kerzen, Schweigen, Applaus und Buh-Rufe: Am Strand in Sydney trauern Tausende um die Opfer des Anschlags. Was die jüdische Gemeinde und Australiens Politik jetzt fordern

 22.12.2025

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025