Einst gehörte er zu Donald Trumps engsten Vertrauten – doch jetzt ist Schluss mit der Loyalität. Der frühere Anwalt des amerikanischen Präsidenten, Michael Cohen, beschuldigte vergangene Woche seinen Klienten mehrerer Straftaten und erklärte sich selbst in acht Punkten für schuldig. Er gab privaten Steuer- und Bankbetrug zu und gestand, gegen die Regeln der Wahlkampffinanzierung verstoßen zu haben.
Nachdem Cohen ausgepackt hatte, titelten einige Zeitungen: »Trumps Pitbull geht auf Herrchen los«. Denn bislang war Cohen als bissiger Hund gefürchtet. In einem Fernsehinterview mit ABC News sagte Cohen vor einigen Jahren zu einem Journalisten: »Wenn du (in Bezug auf Trump) etwas falsch machst, werde ich zu dir kommen, dich am Hals packen und dich nicht gehen lassen, bis ich fertig bin.«
Von Journalisten schien Cohen ähnlich wenig zu halten wie Trump. »Nichts ärgert mich mehr als die eklatante Fehleinschätzung der skandalösen liberalen Medien, Mr. Trump sei ein Rassist«, schrieb Cohen 2016 in einer Mail an das jüdische Online-Magazin Tablet und fragte lakonisch: »Würde denn ein Rassist die Bat- und Barmizwa meiner Kinder besuchen?«
biografie Michael Cohen wurde 1966 auf Long Island als Sohn eines Chirurgen geboren, dem es gelungen war, während der Schoa aus einem KZ in Polen zu fliehen. Schon in der Highschool bewunderte er Trump. Er studierte Jura, eröffnete eine Anwaltskanzlei, stieg ins New Yorker Taxilizenzen-Gewerbe ein und investierte in Donald Trumps Firmen. Später wurde er Rechtsberater von Trumps Wahlkampfteam. Jahre zuvor hatte er noch für Obama gestimmt, fühlte sich aber von dessen Politik schwer enttäuscht.
Im Laufe des vergangenen Jahres ist Cohen für Trump immer unwichtiger, ja bedeutungslos geworden. Das jüdische Amerika spekuliert darüber, warum Cohen so hart mit Trump abrechnet. »Es ist nicht bekannt, dass Cohen ein religiöser Mann ist«, schreibt der Forward, aber vielleicht mache sich »in dieser Zeit der Buße sein Gewissen« bemerkbar. »Vielleicht musste er acht Mal vor einem Bundesrichter ›schuldig‹ sagen, um den Prozess der Teschuwa einzuleiten.«