Sydney

Trauer um Eli Schlanger: Opfer von Bondi Beach beigesetzt

Angehörige von Rabbiner Eli Schlanger trauern an seinem Sarg. Foto: picture alliance / via REUTERS

Mit großer Anteilnahme ist in Sydneys Osten Abschied von Rabbi Eli Schlanger genommen worden, einem der 15 Todesopfer des Terroranschlags am Bondi Beach. Die Trauerfeier fand in der Chabad-Synagoge von Bondi statt, die Schlanger über Jahre geprägt hatte. Das Gotteshaus und die umliegenden Straßen standen unter massivem Polizeischutz, wie lokale Medien berichten.

Rabbi Schlanger hatte am Sonntag an der Organisation der Chanukka-Feier am Strand mitgewirkt, als zwei Islamisten das Feuer auf die Besucher eröffneten. Am Mittwoch war seine Beisetzung die erste nach dem Anschlag. Unter den Trauergästen befanden sich neben hunderten Gemeindemitgliedern auch der Premierminister von New South Wales, Chris Minns, sowie der frühere australische Regierungschef Scott Morrison.

In den Nachrufen wurde Schlanger als außergewöhnlich warmherziger und uneigennütziger Mensch gewürdigt. Rabbi Levi Wolff beschrieb ihn als »einen der reinsten, aufrichtigsten und mitfühlendsten Menschen, die wir kannten«. Er sei ein hingebungsvoller Ehemann, liebevoller Vater und eine tragende Säule der Gemeinde gewesen. Sein Tod sei ein »enormer Verlust für das gesamte jüdische Volk«.

Rampenlicht gemieden

Besonders bewegend sprach Schlangers Schwiegervater, Rabbiner Yehoram Ulman. Mit hörbarer Erschütterung sagte er, es sei kaum zu begreifen, über seinen Schwiegersohn in der Vergangenheitsform sprechen zu müssen. »Du warst meine Hände, meine Füße – ich konnte mich auf dich in allem verlassen«, sagte Ulman. Schlanger habe Aufgaben übernommen, für die man »20 Menschen« brauche, ohne je Aufmerksamkeit für sich zu beanspruchen.

Lesen Sie auch

Ulman erinnerte daran, dass sein Schwiegersohn weit über Bondi hinaus wirkte. Er habe Kranke besucht, Gefangene seelsorgerisch betreut und dafür stundenlange Fahrten auf sich genommen – noch einen Tag vor seinem Tod habe er einem Häftling geholfen. Öffentliches Rampenlicht habe Schlanger stets gemieden. »Wenn er großen Rabbinern begegnete, wollte er nie auf Fotos sein. Er sagte: ‚Ich bin hier, um die Fotos zu machen‘ «, berichtete Ulman.

Den Anschlag bezeichnete der Schwiegervater als »unseren eigenen siebten Oktober« – in Anspielung auf das Hamas-Massaker in Israel 2023. Zugleich richtete er sich mit eindringlichen Worten an die jüdische Gemeinschaft: Man dürfe sich nicht einschüchtern lassen. »Wann immer sie versuchen, uns zu zerstören, müssen wir größer und stärker werden«, sagte er laut australischen Zeitungen.

Seelischer Beistand

Rabbi Eli Schlanger leitete die Chabad-Gemeinde von Bondi seit 18 Jahren. Erst vor zwei Monaten war er erneut Vater geworden. Neben seiner Gemeindearbeit war er seit 2022 auch für den Strafvollzug von New South Wales tätig und reiste durch den Bundesstaat, um jüdischen Gefangenen religiöse Betreuung und seelischen Beistand zu leisten.

Die Trauerfeier machte deutlich, wie tief der Anschlag die jüdische Gemeinschaft in Australien getroffen hat – und wie groß die Lücke ist, die Rabbi Eli Schlanger hinterlässt. im

Sydney

54 Minuten Horror am Bondi Beach

Am 14. Dezember hat sich der schwerste antisemitische Anschlag auf australischem Boden ereignet. Unsere Korrespondentin berichtet über den schlimmsten Tag für die jüdische Gemeinschaft in Down Under

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

 17.12.2025

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Österreich

Neue Direktorin für das Jüdische Museum Hohenems

Historikerin Irene Aue-Ben-David übernimmt die Leitung und bringt internationale Erfahrung aus Jerusalem mit

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Basel

Mann wollte Juden während des ESC angreifen

Kurz vor dem »Eurovision Song Contest« in der Schweiz wurde ein 25-Jähriger wegen konkreter Gewaltdrohungen festgenommen und ausgewiesen

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Australien

Wie geht es dem »Helden von Sydney«?

Ahmed al-Ahmed gehe es schlechter als angenommen, sagt sein Anwalt. Der muslimische Familienvater drohe, seinen Arm zu verlieren

 16.12.2025