Interview

»Solche Taufen sind verboten«

Herr Purdy, Mitglieder Ihrer Gemeinschaft haben kürzlich Anne Frank, die Eltern von Simon Wiesenthal sowie andere Schoa-Opfer postum getauft. Ist das im Sinne der Mormonen-Kirche?
Taufen von Opfern des Holocaust sind streng verboten. Es ist traurig, wenn jemand willkürlich die Politik der Kirche verletzt.

Was werden Sie jetzt tun?
Die Kirche wird alles tun, um solche Vorkommnisse zu verhindern, einschließlich der Verweigerung des Zugangs zu genealogischen Aufzeichnungen oder anderer Privilegien für jene, die sie missbrauchen. Wir denken auch über Disziplinarmaßnahmen nach.

Können Sie die Idee der postumen Taufe erklären?
Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage glauben, dass sie stellvertretend für verstorbene Vorfahren, die dazu nicht die Gelegenheit hatten, getauft werden können. Dies geschieht als Angebot. Nach Lehre unserer Kirche steht es einer Seele im Jenseits frei, die Taufe anzunehmen oder zurückzuweisen. Wir führen die Verstorbenen nicht als Kirchenmitglieder in unseren Aufzeichnungen. Die Vorstellung einer Zwangstaufe ist unserer Kirchenlehre völlig fremd.

Wegen der Idee der postumen Taufe sammelt Ihre Kirche genealogische Daten. Schützen Sie diese Daten denn gegen unbefugte Taufen?
Wir haben jetzt eine neue technische Barriere errichtet, um einen Missbrauch des »FamilySearch«-Systems zu verhindern. Wer versucht, auf Namen zuzugreifen, die gesperrt wurden, dessen Konto wird aufgelöst. Er muss dann mit »FamilySearch« in Kontakt treten, um nachzuweisen, dass er mit den Trägern dieser Namen verwandt ist. Erst dann wird sein Zugang wiederhergestellt. Missbrauch des Systems führt zu ständigem Verlust des Zugangs zu den Datenbanken.

Können Sie versprechen, dass Ihre Kirche keine ermordeten Juden mehr taufen wird?
Wir halten unser Wort und stehen fest zu unserem Versprechen, die Namen von Opfern des Holocaust nicht für vertretungsweise Taufen anzunehmen.

Michael Purdy ist Sprecher der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Fragen stellte Hannes Stein.

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung.

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  05.11.2025 Aktualisiert

New York

ADL will Mamdani unter Beobachtung stellen

Die Anti-Defamation League erwartet vom neugewählten New York Bürgermeister nichts Gutes. Jetzt hat die jüdische Organisation angekündigt, man werde genau hinschauen

 05.11.2025

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  05.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Mamdanis demokratische Steigbügelhalter

Führende Politiker der Demokraten haben aus Opportunismus die Wahl des Israel-Hassers Zohran Mamdani zum New Yorker Bürgermeister ermöglicht - und so in Kauf genommen, dass aus Worten gegen Israel wieder Gewalt gegen Juden werden könnte

von Menachem Z. Rosensaft  05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025

Spanien

Francos Erbe

Das Land, das den Sefardim einst ihren Namen gab, verlangt seinen Juden heute einiges ab

von Valentin Suckut  03.11.2025

»Nobody Wants This«

Alle wollen Esther

Einer der Gründe, die Netflix-Serie zu sehen, ist Jackie Tohn. Die Schauspielerin mit dem Blick, der Stahl schmelzen kann, tanzt gern auf vielen Hochzeiten

von Sarah Thalia Pines  03.11.2025

Slowakei

Neues Leuchten in Trenčín

Eine restaurierte Synagoge wird zum Herzstück der Kulturhauptstadt 2026 – und zum Zeichen jüdischer Erneuerung

von Kilian Kirchgeßner  03.11.2025