Nach einer Anti-Rassismus-Demonstration in Amsterdam am Montag als Reaktion auf den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA hat auch der niederländische Oberrabbiner Binyomin Jacobs scharfe Kritik an der Veranstaltung geübt.
Wie viele niederländische Politiker bemängelte Jacobs, Bürgermeisterin Femke Halsema habe es versäumt, dafür zu sorgen, dass die wegen der Corona-Pandemie erforderlichen sozialen Abstände eingehalten würden. Das schrieb der Rabbiner in einer Kolumne auf der Website Jonet.nl, wie die Jewish Telgraphic Agency (JTA) berichtete.
ARGUMENTE Synagogen seien immer noch geschlossen, die Gedenkfeiern für die Opfer der Schoa am 4. Mai seien nicht wie sonst abgehalten worden, argumentierte der Rabbiner.
Im jüdischen Religionsgesetz sei der Schutz des Lebens der höchste Wert. Daher sei klar: »Die Demonstration auf dem Damplatz hätte niemals erlaubt werden dürfen.« Die Kundgebung fand auf dem zentralen Platz in Amsterdam vor dem Königlichen Palast statt.
Halsema, die der linksgerichteten grünen Partei angehört, war selbst bei der Demonstration dabei. Ihr droht jetzt ein Misstrauensvotum im Stadtrat von Amsterdam. Sie rechtfertigte sich damit, dass sie bei der Kundgebung weniger Menschen erwartet hätte.
Die Niederlande verzeichnen in der Corona-Pandemie eine der höchsten Pro-Kopf-Todesraten in Europa. ag