Frankreich

Schönheitswettbewerb: Geldstrafen nach antisemitischen Tweets

April Benayoum zum Auftakt des Prozesses in Paris gegen mehrere Personen, die sie auf Twitter beleidigt hatten Foto: imago images/PanoramiC

Am 11. Dezember 2020 wurde im französischen Fernsehen der »Miss France«-Wettbewerb ausgestrahlt. Eine der Teilnehmerinnen, April Benayoum aus Aix-en-Provence, erwähnte in einem Einspieler, dass sie »italienisch-israelische Wurzeln« habe, auf die sie stolz sei.

Die amtierende Miss Provence galt bis dahin als Favoritin des Publikums für die Auszeichnung der schönsten Frau Frankreichs. Doch dann kam es in den sozialen Netzwerken zu einer Flut antisemitischer Nachrichten. Am Ende landete Benayoum auf Platz zwei, hinter der »Miss Normandie«, Amandine Petit.

twitter Vor allem auf Twitter sah sich Benayoum üblen Kommentaren ausgesetzt. »Miss Provence, sie war so lange schön, bis sie ihre Wurzeln erwähnte«, schrieb ein User. Andere wurden noch ausfälliger: »Onkel Hitler hat vergessen dich umzubringen«, twitterte ein anderer. In zahlreichen anderen Botschaften wurde Benayoum aufgefordert »abzuhauen«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nach der Show erstattete Benayoum Anzeige gegen unbekannt. Es dauerte mehrere Monate, bis die Polizei die Verfasser der Tweets ermitteln konnte: Erst im Mai wurden acht Verdächtige aus verschiedenen Regionen in ganz Frankreich identifiziert.

Die vier Männer und vier Frauen zwischen 20 und 58 Jahren mussten sich seit dem 22. September gegen den Vorwurf der »öffentlichen Beleidigung aufgrund von Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Rasse oder Religion« verantworten.

ENTSCHULDIGUNG Am Mittwoch dieser Woche wurden sieben von ihnen von der 17. Kammer des Pariser Strafgerichts zu Geldstrafen zwischen 300 und 800 Euro verurteilt. Eine achte Person wurde freigesprochen, da deren Tweet sich nach Ansicht der Richter nicht auf April Benayoum bezog.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Während der Verhandlung hatten sich die Angeklagten bei dem Model entschuldigt. Benayoum sagte, zwar akzeptiere sie die Entschuldigung, es sei allerdings kompliziert für sie, das Verhalten der sieben Personen zu verzeihen. Die Angelegenheit habe sie persönlich schwer getroffen, klagte die junge Frau, und es habe ihr die Teilnahme an dem Schönheitswettbewerb nachträglich vergällt, so die 22-Jährige.

Es gab weitere gute Nachrichten für die 22-Jährige: Sie soll Frankreich gemeinsam mit Amandine Petit bei der Wahl zur »Miss World« am 16. Dezember in Puerto Rico vertreten. »Ich kann es kaum erwarten!«, postete Benayoum vergangene Woche auf Instagram. mth

USA

Bohemien im besten Sinne

Beatnik, Künstler, Aktivist: Vor 100 Jahren wurde Naphtali »Tuli« Kupferberg in New York geboren

von Katharina Cichosch  28.09.2023

Großbritannien

Nazis früh auf dem Radar

Die Wiener Holocaust Library feiert mit zwei Ausstellungen den 90. Jahrestag ihrer Gründung

von Sabine Schereck  27.09.2023

Meinung

Juden zweiter Klasse

Giurim: Dürfen künftig nur noch Juden einwandern, die dem israelischen Innenministerium orthodox genug sind?

von Nicole Dreyfus  27.09.2023

USA

JPMorgan zahlt Millionen wegen Epstein-Vorwürfen

Die Bank will 75 Millionen Dollar zahlen. Sie habe Sexualstraftaten von Jeffrey Epstein ermöglicht

 27.09.2023

USA

Mann mit Menschenkenntnis

Nach der Biografie von Steve Jobs erzählt der Journalist Walter Isaacson nun die Lebensgeschichte des Businessmoguls Elon Musk

von Dana Wüstemann  26.09.2023

Australien

An Jom Kippur: NS-Graffiti-Schmierereien in Sydney

Die Täter hätten Angst schüren wollen, so die jüdische Organisation ECAJ

 25.09.2023

Kontroverse

Adidas-Chef entschuldigt sich für sein Lob eines Antisemiten

Björn Gulden hatte Kanye West (Ye) trotz dessen judenfeindlicher Ausfälle in Schutz genommen

 22.09.2023

USA

Taschlich retour

In Kalifornien sammeln jüdische Umweltaktivisten am Strand Müll – aus religiöser Überzeugung

von Jessica Donath  22.09.2023

Debatte

Auschwitz-Komitee kritisiert Adidas-Chef: »Unerträglich und zynisch«

Konzern-Chef Björn Gulden hatte Kanye West zuvor in einem Podcast verteidigt

 21.09.2023