Italien

Schoa-Überlebende rügt Papst für Genozid-Kommentar

Edith Bruck und Papst Franziskus bei einem Treffen 2022 Foto: imago images/ZUMA Wire

»Völkermord ist etwas anderes. Wenn eine Million Kinder verbrannt werden, dann kann man von Völkermord sprechen.« Mit diesen Worten hat die in Italien lebende, aus Ungarn stammende Holocaustüberlebende Edith Bruck Papst Franziskus für seine Forderung kritisiert, eine »sorgfältige Überprüfung« der Vorgänge in Gaza auf einen möglichen Genozid hin vorzunehmen. Dementsprechend hatte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem neuen Buch geäußert.

Die Verwendung des Begriffs »Völkermord« geschehe »zu leichtfertig«, sagte Bruck einem Bericht der englischsprachigen Seite »Crux« zufolge mehreren italienischen Medien. Ein Völkermord sei das, was den Armeniern im Ersten Weltkrieg widerfahren sei, so die 93-Jährige. »Ein Völkermord sind die Millionen Kinder, die in den Öfen von Auschwitz verbrannt wurden, zusammen mit fünf Millionen anderen Juden, die ebenfalls in den Konzentrationslagern verbrannt wurden.«

Bruck wurde in Ungarn geboren und überlebte die Todeslager Auschwitz und Bergen-Belsen. Ihre Eltern und ein Bruder wurden ermordet. Sie sagte in einem Interview mit italienischen Medien, das Blutvergießen in Gaza sei eine »Tragödie, die alle angeht« und die man nicht herunterspielen dürfe. Sie betonte aber, dass es Israel nicht darum gehe, die gesamte palästinensische Bevölkerung auszulöschen.

Die einzige Konfliktpartei, die tatsächliche einen Völkermord beabsichtige, so Bruck, sei die Hamas, denn sie habe geschworen, das jüdische Volk zu vernichten. Mit dem Vorwurf gegen Israel werde »die Schwere echter Völkermorde verharmlost.«

Edith Bruck forderte den Papst zudem auf, sich deutlicher gegen die Welle des Antisemitismus zu stellen, die gerade über Europa hereinbreche. »Ich würde mir wünschen, dass der Papst seine Stimme zu diesem Thema erhebt, aber ich höre nicht, was ich hören möchte«, so die Schoa-Überlebende.

Sie berichtete, dass Franziskus sie jedes Jahr an ihrem Geburtstag anrufe, und dass sie ihm bei einem erneuten Anruf persönlich sagen werde, was sie denke. »Ich werde ihm sagen, dass ich mir wünsche, dass er entschlossen gegen diesen Hass vorgeht, der erneut gegen die Juden ausgebrochen ist.« mth

Italien

Der Anti-Banksy

AleXsandro Palombo unterstützt mit seiner Kunst Israel, anstatt es zu verdammen

von Federica Matteoni  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Irland

Dublins Herzog-Park wird vorerst nicht für Palästina befreit

Das ging selbst der israelkritischen Regierung Irlands zu weit: Die Dubliner Stadtverwaltung hat Pläne gestoppt, eine nach Israels sechstem Staatspräsidenten Chaim Herzog benannte Grünanlage umzubenennen

von Michael Thaidigsmann  01.12.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  29.11.2025

Meinung

Wenn ein Botschafter Schoa-Überlebende zu Lügnern erklärt

Tom Rose, neuer US-Botschafter in Warschau, hat in einer Rede die Komplizenschaft Tausender Polen während des Holocaust bestritten. Das ist fatal für das Ansehen der USA

von Menachem Z. Rosensaft  29.11.2025

Großbritannien

Frauen haben Besseres verdient

Die Journalistin Marina Gerner beklagt in ihrem Buch fehlende Innovationen im Bereich Frauengesundheit – und eckt nicht nur mit dem Titel an

von Amie Liebowitz  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Niederlande

Demonstranten stören Vorlesung in Gedenken an Nazi-Gegner

An der Universität Leiden erzwangen antiisraelische Studenten die Verlegung einer Gedächtnisvorlesung zum Andenken an einen Professor, der während der Nazi-Zeit gegen die Judenverfolgung protestiert hatte

von Michael Thaidigsmann  28.11.2025

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025