Russland

Russland listet ehemaligen Oberrabbiner von Moskau als Spion

Rabbiner Pinchas Goldschmidt Foto: imago/tagesspiegel

Die russischen Behörden führen den ehemaligen Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, offiziell als »ausländischen Agenten«. Wie israelische Medien berichten, setzte das Moskauer Justizministerium den 59-Jährigen auf eine entsprechende Liste.

»Militäroperation« Das Ministerium erklärte, Goldschmidt stünde auf der Liste, weil er »falsche Informationen über die Entscheidungen der Behörden der Russischen Föderation und ihre Politik« verbreitet und sich gegen die »spezielle Militäroperation« in der Ukraine ausgesprochen habe, so die russische Nachrichtenagentur Interfax.

Goldschmidt hatte Russland im Frühjahr 2022, zwei Wochen nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine, verlassen. Bis dahin war er 30 Jahre lang Oberrabbiner in der Hauptstadt.

Im Gespräch mit britischen Journalisten sagte er im Dezember 2022: »Die Gemeindeleiter wurden unter Druck gesetzt, den Krieg zu unterstützen, und ich habe mich geweigert.« Er sei zurückgetreten, erklärte er, »weil eine Fortsetzung meiner Tätigkeit als Oberrabbiner von Moskau wegen der repressiven Maßnahmen gegen Andersdenkende ein Problem für die Gemeinde darstellen würde«.

Sündenböcke In den vergangenen Monaten hat Goldschmidt die russischen Juden mehrmals aufgerufen, das Land zu verlassen. Er warnte davor, dass sie zu Sündenböcken für die Folgen des Krieges werden könnten.

Goldschmidt ist seit mehr als 20 Jahren Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz. Wie israelische Medien berichteten, sagte er, als er von der Listung als »ausländischer Agent« erfuhr, er sei »stolz darauf, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen und sich in die Liste der Menschen einzureihen, die sich diesem schrecklichen Krieg widersetzen, der Hunderttausende das Leben gekostet hat«.

Mehr dazu in unserer nächsten Printausgabe am Donnerstag.

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