Jüdische Menschen müssen in jeder europäischen Stadt frei und sicher leben können: Dazu mahnt die Europäische Rabbinerkonferenz nach dem Angriff auf einen Rabbiner bei Paris. »Rabbiner und Juden dürfen auf den Straßen Europas nicht zur Zielscheibe werden, um für das, was sie sind, verprügelt oder angegriffen zu werden«, betonte Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt am Pfingstsonntag in München.
Rabbiner Elie Lemmel war am Freitag im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine am Kopf verletzt worden. Bei dem festgenommenen Täter soll es sich um einen 28-jährigen Palästinenser handeln; bereits wenige Tage zuvor hatten Unbekannte den Rabbiner in der Normandie angegriffen. »Rabbiner sind besonders schutzbedürftig, doch müssen sie in der Lage sein, in den Städten, in denen sie ihren Gemeinden dienen und sie unterstützen, sichtbar und mit Stolz als Juden zu leben, ohne Angst vor Gewalt«, sagte Goldschmidt. Der mutmaßliche Täter von Paris befindet sich laut Medienberichten in Polizeigewahrsam.
Mehr Vorfälle in Frankreich und Deutschland
Auch Frankreichs Premierminister François Bayrou hatte den Angriff zuvor verurteilt. Der Rabbiner sei wegen seines äußeren Erscheinungsbildes attackiert worden, das bei dem Täter Aggression und Hass hervorgerufen habe. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Innenministeriums in Frankreich 1.570 antisemitische Taten verzeichnet.
Ein in dieser Woche veröffentlichter Bericht verzeichnet auch in Deutschland einen drastischen Anstieg antisemitischer Vorfälle. Laut dem Jahresreport des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) dokumentierten Meldestellen 2024 insgesamt 8.627 Vorfälle – ein Anstieg um fast 77 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hauptgrund dürften die israelfeindlichen Proteste seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober 2023 sein. Vor kurzem war der Hamburger Antisemitismusbeauftragten Stefan Hensel auf der Straße heftig beschimpft und bedroht worden, weil er zusammen mit seiner Tochte im Auto israelische Musik gehört hatte. kna/ja