Anschläge von Paris

Prozess gegen 14 mutmaßliche Unterstützer hat begonnen

Gedenken für die Opfer des Anschlags vor dem Supermarkt Hyper Cacher am Rand von Paris (2016) Foto: dpa

Im neuen Pariser Justizpalast hat am Mittwoch der Prozess um die Terroranschläge auf die französische Satirezeitschrift »Charlie Hebdo«, den Supermarkt Hyper Cacher sowie auf zwei Polizisten begonnen.

An drei Tagen im Januar 2015 hatten drei islamistische Attentäter in Paris und Umgebung 17 Menschen getötet. Die Haupttäter, drei radikale Islamisten, wurden damals auf der Flucht von Sondereinsatzkräften oder während der Geiselnahme erschossen.

Angeklagt sind 14 mutmaßliche Unterstützer, die Waffen und Autos besorgt haben sollen. Vor Gericht erschienen allerdings nur elf Angeklagte, die übrigen drei sind flüchtig – ob sie noch leben, ist unklar. Knapp 50 Verhandlungstage sind geplant, das Urteil wird am 10. November erwartet.

Corona Nach mehr als fünfjähriger Untersuchung sollte der Prozess bereits im April beginnen, wegen der Corona-Pandemie musste er jedoch verschoben werden.

Die Sicherheitvorkehrungen im Gerichtsgebäude im Nordwesten von Paris sind bei diesem Prozess noch strenger als sonst. Ungefähr 200 Nebenkläger werden erwartet. Man geht davon aus, dass Überlebende der Angriffe aussagen werden. Wegen seiner historischen Bedeutung ist es der erste Terrorprozess in Frankreich, der gefilmt wird.

TATHERGANG Am 7. Januar 2015 ermordeten zwei Brüder zwölf Menschen in und vor den Büros des Magazins »Charlie Hebdo«. Als ein Polizist versuchte, die Terroristen nach dem Angriff aufzuhalten, erschossen sie auch ihn und verletzten vier Personen. Einen Tag später erschoss ein weiterer Terrorist eine Polizistin im Pariser Vorort Montrouge.

Am Tag darauf nahm derselbe Terrorist Geiseln im koscheren Supermarkt Hyper Cacher im Osten von Paris und erschoss den Ladenangestellten Yohan Cohen sowie die Kunden Philippe Braham, François-Michel Saada und Yoav Hattab. Bei einem anschließenden Polizeieinsatz kam der Attentäter ums Leben.

»Obwohl er tot ist, ist dieser Prozess wichtig«, sagte Patrick Klugman, Anwalt der Geiseln von Hyper Cacher, gegenüber französischen Journalisten. »Ohne die Angeklagten, die jetzt vor Gericht gestellt werden, wäre er niemals in der Lage gewesen zu handeln.«

Ungleichgewicht Nach Berichten der Tageszeitung »Die Welt« diskutiert man in Frankreich darüber, inwiefern es ein Ungleichgewicht gibt zwischen der Bedeutung, die den verschiedenen Opfern der Anschläge beigemessen wird: auf der einen Seite die getöteten Journalisten und Karikaturisten, auf der anderen Seite die Menschen, die beim Anschlag auf den Hyper Cacher ermordet oder als Geiseln genommen wurden.

Wie »Die Welt« berichtete, fühlten sich viele von Klugmans Mandanten als »doppelte Opfer«: Sie seien Opfer der Geiselnahme gewesen, »sind aber inzwischen auch Opfer des Vergessens«, weil man sich an »ermordete Juden« inzwischen gewöhnt habe. Der Angriff auf die Meinungsfreiheit durch den Anschlag auf die Redaktion von »Charlie Hebdo« habe tiefere Spuren im kollektiven Gedächtnis hinterlassen, bedauert Klugman. tok

USA

Mann mit Menschenkenntnis

Nach der Biografie von Steve Jobs erzählt der Journalist Walter Isaacson nun die Lebensgeschichte des Businessmoguls Elon Musk

von Dana Wüstemann  26.09.2023

Australien

An Jom Kippur: NS-Graffiti-Schmierereien in Sydney

Die Täter hätten Angst schüren wollen, so die jüdische Organisation ECAJ

 25.09.2023

Kontroverse

Adidas-Chef entschuldigt sich für sein Lob eines Antisemiten

Björn Gulden hatte Kanye West (Ye) trotz dessen judenfeindlicher Ausfälle in Schutz genommen

 22.09.2023

USA

Taschlich retour

In Kalifornien sammeln jüdische Umweltaktivisten am Strand Müll – aus religiöser Überzeugung

von Jessica Donath  22.09.2023

Debatte

Auschwitz-Komitee kritisiert Adidas-Chef: »Unerträglich und zynisch«

Konzern-Chef Björn Gulden hatte Kanye West zuvor in einem Podcast verteidigt

 21.09.2023

Fußball

Tottenham-Boss: Haben Rückkaufrecht für Harry Kane

Der Wechsel des Torjägers zum FC Bayern ist für den Club eine offene Wunde

 21.09.2023

Großbritannien

Sie nannte sich Steve

Zum 90. Geburtstag von Dame Stephanie Shirley

von Christoph Meyer  21.09.2023

München

Flucht vor dem Brexit

Die Europäische Rabbinerkonferenz verlässt London und eröffnet ihren neuen Sitz in der bayerischen Landeshauptstadt

von Gabriele Riffert  21.09.2023

Entscheidung

UNESCO erklärt einstige sefardische Kolonie in Suriname zum Weltkulturerbe

Die »Jodensavanne« war Wohnort von sefardischen Juden in Suriname

 20.09.2023