Die polnisch-jüdische Autorin und Schoa-Überlebende Hanna Krall (81) hatte ihm ein literarisches Denkmal gesetzt: Bald soll der historische Mirabellenbaum aus dem Warschauer Ghetto, der im Dezember 2016 wegen eines Neubauprojektes gefällt wurde, durch einen Setzling erneut wachsen. Das berichtete die polnische Zeitung »Gazeta Wyborcza«.
Möglich sei das, weil das polnische Paar Alicja und Wojciech Fazit schon vor zwölf Jahren drei Ableger des Baumes aus Warschau in ihre neue Heimat, die USA, gebracht und sie in der Nähe ihres Hauses in Washington in den Boden gesetzt hätten. Nun will das Paar einen Ableger nach Warschau zurückschicken und dort einpflanzen lassen – laut dem Bericht mithilfe des polnischen Künstlers Patricia Dooley.
Zollbehörden »Ich hoffe, die Zollbehörden werden mich nicht daran hindern – denn der Export von Samen ist verboten«, sagte Dooley laut Gazeta Wyborcza. Drei Generationen hätten sich verpflichtet, das Erbe des Baumes zu erhalten. Der Mirabellenbaum hatte sowohl die deutsche Besatzung als auch den Aufstand im Warschauer Ghetto überstanden.
Hanna Krall, die 1935 in Warschau geboren wurde und später als Schriftstellerin und Journalistin (unter anderem auch für die Gazeta Wyborcza) arbeitete, hat den Baum in der Nalewki-Straße in Büchern erwähnt.
Sie schrieb, dass nach dem Krieg neben dem Mirabellenbaum Glasperlen lagen, die Kinder aus der Nachbarschaft aufgesammelt hätten. Die Perlen stammten, so Krall, aus jüdischen Geschäften, die während des Krieges geschlossen worden waren. In ihrem Erzählband Das ist kein Fluss (Verlag Neue Kritik, Frankfurt am Main 1999) heißt es: »Die einstigen Bewohner hatten ein Mirabellenbäumchen hinterlassen, Glasperlen und Geister.« ag