Nach Haftentlassung

Putin-Kritiker verlässt Russland

Leonid Gosman (Archiv) Foto: picture alliance / dpa

Der russische Oppositionelle und Putin-Kritiker Leonid Gosman (72) ist wieder frei – und hat nun Russland in Richtung Israel verlassen. Das bestätigte Gosmans in Deutschland lebende Tochter Olga im Gespräch mit dieser Zeitung.

Leonid Gosman war Ende August nach einem Krankenhausaufenthalt von einem Gericht in Moskau zu zwei Wochen »administrativem Arrest« verurteilt worden, wegen angeblichen Gesetzesbruch im Zusammenhang mit einem Facebook-Post aus dem Jahr 2020.

Unmittelbar nach Verbüßung der Haft wurde Gosman wieder festgenommen und erneut zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt worden. Diesmal ging es um einen Blog-Post aus dem Jahr 2013, in dem er die Methoden des sowjetischen Abwehrgeheimdienstes SWR mit denen der Nazi-SS verglichen hatte.

STAATSBÜRGERSCHAFT Erst im Juni waren Gosman und seine Frau Marina aus Deutschland nach Russland zurückgekehrt. Im Juli wurde der frühere Politiker bereits einmal verhaftet – angeblich, weil er seine israelische Staatsbürgerschaft nicht fristgerecht bei den russischen Behörden angezeigt hatte.

https://www.facebook.com/leonid.gozman.77/posts/5483739215054274

Auf seiner Facebook-Seite postete der Politiker am Mittwochabend ein Bild mit seiner Frau am Flughafen in Moskau und schrieb dazu: »Marina und ich am Flughafen. Ich fliege jetzt, sie morgen.«

Der 1950 in Leningrad geborene Gosman ist studierter Psychologe und arbeitete zu Sowjetzeiten als Dozent an der Moskauer Lomonossow-Universität. Anfang der 90er-Jahre wurde der Liberale Berater in der Regierung von Ministerpräsident Jegor Gaidar. Später arbeitete er für Anatoli Tschubais im Kreml. Tschubais war ein enger Vertrauter des damaligen Präsidenten Boris Jelzin und leitete Ende der 90er-Jahre dessen Präsidentschaftskanzlei.

Im Jahr 2000 gründete Gosman die liberale Partei »Union der rechten Kräfte« mit, bei der er führende Ämter innehatte. 2008 wurde schließlich die liberale Partei »Die rechte Sache« ins Leben gerufen, zu deren Co-Vorsitzendem Gosman gewählt wurde. Seit Jahren gilt er als scharfer Kritiker des Putin-Staates. mth

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

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