Oslo

Menschenkette um Synagoge

Etwa 1000 Menschen haben am Samstag eine Menschenkette um die Synagoge in Oslo gebildet. Foto: dpa

Eine Woche nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Kopenhagen, bei dem der jüdische Wachmann Dan Uzan von einem Islamisten getötet wurde, haben mehr als 1000 Menschen, unter ihnen viele Muslime, am Samstag eine Menschenkette um die Synagoge in Oslo gebildet, um ihre Unterstützung für die Juden zum Ausdruck zu bringen.

Sicherheitslage Auch in Kopenhagen wollten Muslime daraufhin eine Menschenkette um die am 14. Februar angegriffene Synagoge bilden – die Polizei lehnte die Initiative aber aus Sicherheitsgründen ab. »Wegen der aktuellen speziellen Sicherheitslage haben wir uns dafür entschieden, Nein zu sagen«, wurde ein dänischer Polizeisprecher im Fernsehen zitiert. Der Wachmann Dan Uzan hatte mit seinem Leben mehr als 80 Gäste geschützt, die in der Synagoge eine Bat Mizwa feierten.

In Oslo sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde der Nachrichtenagentur Jewish Telegraphic Agency (JTA), er bewerte die Initiative der Muslime in seiner Stadt als »extrem positiv«. Er sei nach den Anschlägen in Kopenhagen gefragt, worden, was er empfinde, und habe geantwortet: »Ich fühle Kummer und Wut.« Heute spüre er Dankbarkeit und Hoffnung.

Kritik Doch unter norwegischen Juden gibt es mittlerweile auch Kritik an der Menschenkette in Oslo, weil sich Organisator Ali Chishti vor mehreren Jahren antiisraelisch und antijüdisch geäußert hat: In einer Rede hatte er 2009 laut einem Bericht der norwegischen Boulevardzeitung »Verdens Gang« gängige Verschwörungstheorien zu den Anschlägen 11. September 2001 in New York kolportiert.

Tausende von Juden seien an diesem Tag ihrer Arbeit im World Trade Center ferngeblieben, hatte Chishti demnach gesagt. Jeder wisse, dass Juden zwar eine kleine Gruppe seien, aber viel Macht besäßen. Titel der Rede war laut dem Bericht der Zeitung, der von der jüdischen Nachrichtenagentur Jewish Telegraphic Agency (JTA) zitiert wurde: »Deshalb hasse ich Juden und Schwule«. Chishti sagte der Zeitung, demnach, er habe die Rede zwar gehalten, aber nicht die Idee für die Überschrift gehabt.

Interviews Inzwischen habe er seine Meinung geändert, betonte jetzt in Interviews mit anderen norwegischen Medien. Seine Aussagen von damals seien »antisemitisch und inakzeptabel«, sagte er dem Dagbladet. Nach wie vor möge er aber keine Leute, die »eine Besatzungsmacht unterstützen, die in verschiedenen UN-Resolutionen verurteilt worden ist«. Man müsse zwischen Kritik an Israel und Antisemitismus unterscheiden, so Chishti.

Eric Argaman, ein pro-israelischer Aktivist und Mitglied der jüdischen Gemeinde in Norwegen, reagierte laut JTA mit scharfer Kritik und sagte, die Beteiligung Chishtis an der Menschenkette habe die Aktion »befleckt«. ja

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025

Militär

Name des schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk von US-Kriegsschiff gestrichen

Das nach Milk benannte Versorgungsschiff heißt jetzt »USNS Oscar V. Peterson«

 28.06.2025

Meinung

Francesca Albaneses Horrorshow

Die UN-Berichterstatterin verharmlost den Hamas-Terror und setzt die Israelis mit den Nazis gleich. Mit ihren Ansichten tourt sie nun durch die Schweiz

von Nicole Dreyfus  30.06.2025 Aktualisiert

Aufarbeitung

Brasilien entschädigt Familie von jüdischem Diktaturopfer

Vladimir Herzog gehört zusammen mit dem ehemaligen Abgeordneten Rubens Paiva zu den bekanntesten Diktaturopfern

 27.06.2025

Buenos Aires

Anschlag auf Juden in Argentinien: Prozess nach mehr als 30 Jahren

Am 18. Juli 1994 waren beim Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum AMIA 85 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden

 27.06.2025

USA

Die Social-Media-Bändigerin

Die pro-israelische Influencerin Montana Tucker liefert Lehrstücke der modernen Kommunikation im Akkord. Zeit, sich die junge Frau, die mit Tanzvideos berühmt wurde, genauer anzusehen

von Sophie Albers Ben Chamo  26.06.2025

Balkan

Bosnien entschuldigt sich bei Rabbinerkonferenz

Über eine Tagung der Europäischen Rabbinerkonferenz in Sarajevo kam es zum judenfeindlichen Eklat. Mit der jetzt erfolgten Entschuldigung ist der Fall indes noch nicht bereinigt

 26.06.2025