Manchester

Mehr als 20 Tote bei Anschlag auf Konzert

Der Polizeichef von Manchester, Ian Hopkins, unterrichtet Medienvertreter am Dienstagmorgen über den Anschlag auf das Konzert der Sängerin Ariana Grande in der Manchester Arena. Foto: dpa

Nach einem Sprengstoffanschlag auf Besucher eines Popkonzerts in der Manchester Arena mit 22 Toten haben jüdische Organisationen ihr Mitgefühl zum Ausdruck gebracht und die Tat scharf verurteilt. In der jüdischen Gemeinde in Manchester wurde laut Medienberichten die Sicherheitsstufe erhöht.

Kinder Bei dem Anschlag am Ende eines Konzerts der US-Popsängerin Ariana Grande am Montagabend gegen 22.30 Uhr wurden nach Angaben eines Polizeisprechers 22 Menschen getötet, unter ihnen auch Kinder und Jugendliche. Ein Opfer war erst acht Jahre alt. 59 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter war ebenfalls unter den Toten.

Die Terrormiliz des sogenannten Islamischen Staats (IS) reklamiert die Tat für sich. Sie veröffentlichte am Dienstag auf einem ihrer Kanäle in sozialen Medien eine Erklärung, laut der »einer der Soldaten des Kalifats« die Bombe inmitten einer »Ansammlung von Kreuzfahrern« in Manchester platziert habe.

sicherheit Am Dienstagmorgen hatte die jüdische Sicherheitsorganisation CST (Community Security Trust) in Großbritannien die jüdische Gemeinschaft zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen. »Der CST bittet darum, dass unsere Gemeinde ruhig und wach bleibt und den Anweisungen von Polizei und Sicherheitspersonal folgt«, hieß es in einem Tweet.

In einer weiteren Mitteilung des CST hieß es: »Es gibt keine spezifische Information, die darauf hinweist, dass ein Angriff auf britische Juden geplant ist. Dennoch wurden alle jüdischen Einrichtungen gebeten, sicherzustellen, dass die Sicherheitsmaßnahmen voll und ganz umgesetzt werden.«

Der Jewish Representative Council of Greater Manchester and Region drückte sein Mitgefühl mit den Angehörigen der Getöteten und Verletzten aus. Die Gemeinde sei verpflichtet, daran zu erinnern, dass Manchester eine große Stadt sei, die aus vielen Gemeinschaften bestehe. »Wer auch immer diese Gräueltat vollbracht hat, vertritt keine Gemeinschaft in unserer Stadt. Er repräsentiert das Böse, Hass und Verzweifelung«, hieß es in einer Mitteilung.

Oberrabbiner Der britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis postete auf Facebook: »Dieser Tag wird von tiefer Trauer geprägt sein.« Die Attacke, die darauf gezielt habe, ein Blutbad unter jungen Menschen anzurichten, sei »das bloße Böse«. Rabbiner Mirvis bedankte sich bei denen, die kurz entschlossen ihre Hilfe anboten, Unterkünfte zur Verfügung stellten und Freifahrten organisierten: »Wenn wir vom Hass angegriffen werden, antworten wir mit Liebe. Nichts und niemand kann uns trennen.«

Ronald Lauder, Präsident des World Jewish Congress, sagte am Dienstag: »In der vergangenen Nacht wurden mindestens 22 Konzertbesucher von einem Selbstmordattentäter ermordet. Wir trauern um die Opfer dieses Blutbads, und unsere Herzen sind bei den vielen Verletzten und bei den Familien, die ihre Lieben in diesem Übelkeit verursachenden Akt des Terrorismus verloren haben – und beim britischen Volk.«

halbmast Auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu verurteilte den Anschlag. »Terrorismus ist eine globale Bedrohung, und es obliegt den aufgeklärten Ländern, ihn überall zu bekämpfen«, sagte er. Die israelische Botschaft in London setzte ihre Fahne auf Halbmast.

Moshe Kantor, Präsident des European Jewish Congress, äußerte sich ebenfalls: »Diese grauenhafte Attacke zeigt wieder einmal, dass die Feinde der Zivilisation keine Grenzen haben«, sagte er. Der Terrorismus sehe alle als mögliches Ziel, ungeachtet des Alters, der Religion oder der Nationalität.

Die 23 Jahre alte Sängerin Ariana Grande wurde im US-Bundesstaat Florida geboren und ist Tochter von Nachkommen italienischer Einwanderer. Sie wurde katholisch erzogen, hat aber in Interviews erklärt, sie habe sich dem Glauben an die Kabbalah angeschlossen.

Schabbat Am Donnerstag hat der britische Oberrabbiner, wie der Jewish Chronicle berichtet, ein Gebet in Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags verfasst. Der Text, der an alle jüdischen Gemeinden in Großbritannien verteilt wurde, soll an diesem Schabbat gelesen werden. (mit kat)

Dänemark

Männer sollen 760.000 Euro für die Hamas gesammelt haben

Am Dienstagmorgen nahm die Polizei einen 28-Jährigen fest. Sein mutmaßlicher Komplize sitzt bereits in U-Haft

 05.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Ukraine

Alles eine Frage der Herkunft

Wie ein Korruptionsskandal den antisemitischen Narrativen in Russland Vorschub leistet

von Alexander Friedman  04.12.2025

Europa

»Yid Army« im Stadion

Ein neues Buch erklärt, warum Fußballvereine wie Tottenham Hotspur, Austria Wien und Ajax Amsterdam zu »Judenklubs« wurden

von Monty Ott  04.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

New York

Das sind die Rabbiner in Mamdanis Team

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat Mamdani keinen Ortodoxen in seine Übergangsausschüsse berufen – eine Lücke, die bereits im Wahlkampf sichtbar wurde

 02.12.2025

Italien

Francesca Albanese und ihre »Mahnung« an die Presse

In Turin wurden die Redaktionsräume von »La Stampa« von Demonstranten verwüstet. Die Reaktion der UN-Sonderbeauftragten für die Palästinensergebiete verstörte viele

von Michael Thaidigsmann  02.12.2025

Jüdisches Leben im Libanon

Noch immer hat Beirut eine Synagoge, aber die Gläubigen nehmen ab

Einst war Libanon ihr Zufluchtsort, dann kam der Bürgerkrieg, und viele gingen. Doch nach wie vor gehören Juden zu den 18 anerkannten Religionsgruppen im Libanon - auch wenn nur noch wenige im Land leben

von Andrea Krogmann  02.12.2025