Großbritannien

Lily Ebert erhält Ehrung von König Charles

Lily Ebert mit ihrem Urenkel Dov Forman Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Wenige Kindheitsfotos sind Lily Ebert geblieben. Eines davon zeigt sie mit ihren Geschwistern Piri, Berta, Imi und René im Jahr 1943. Alle sind elegant gekleidet und sehen glücklich aus. Aufgenommen wurde das Bild, auf dem lediglich ihr Bruder Bela fehlt, in ihrer ungarischen Heimat. Niemand konnte ahnen, dass Lilys jüngste Schwester Berta und Bela nur noch wenige Monate zu leben hatten.

Im Juli 1944 wurden die Geschwister und ihre Mutter Nina nach Auschwitz deportiert. Nina, Berta und Bela wurden sofort in der Gaskammer ermordet, während Lily mit ihren anderen beiden Schwestern zur Arbeit eingeteilt wurde. Von Auschwitz wurden sie in die Gegend um Leipzig geschickt, in eine Munitionsfabrik. Im März 1945 wurden sie befreit.

engagement Heute, 78 Jahre später, ist Lily Ebert 99 Jahre alt und lebt in London. Ähnlich wie Margot Friedländer in Berlin und andere Schoa-Überlebende berichtet sie als Zeitzeugin von ihren Erlebnissen. Für dieses Engagement wurde sie nun von niemand Geringerem als König Charles geehrt, der sie zu einem Mitglied der »Order of the British Empire at Windsor Castle« machte.

»Es ist nicht so lange her, als mich Leute wegen meiner Religion ermorden wollten.«

Lily Ebert

»Worte können nicht ausdrücken, wie viel mir dies bedeutet.« So wurde Lily Ebert von britischen Medien zitiert. Zur Zeremonie kam sie mit ihrem 19-jährigen Urenkel Dov Forman, was keineswegs ein Zufall war. Denn mit ihm startete sie eine Videoclip-Serie auf TikTok, in der sie für Millionen Follower Wissen über den Holocaust vermittelt.

Versprechen »Es ist nicht so lange her, als mich Leute wegen meiner Religion ermorden wollten«, sagte Lily Ebert, die von 1946 bis 1967 in Palästina beziehungsweise Israel lebte, bevor sie mit ihrem Mann Samuel nach England ging. »Und heute bekomme ich diese Ehrung.« In Auschwitz habe sie sich selbst das Versprechen gegeben, dass sie der ganzen Welt erzählen würde, was ihr und ihrer Familie dort widerfahren sei, wenn sie überleben sollte.

Dieses Versprechen setzte sie um. Mit ihrem 80 Jahre jüngeren Urenkel Dov schrieb sie ein Buch mit dem Titel Lily’s Promise: How I Survived Auschwitz and Found the Strength to Live, das es mehrmals auf die britische Literatur-Bestsellerliste schaffte. Das Vorwort schrieb Prince Charles, bevor er König wurde. Die deutsche Übersetzung Lilys Versprechen erschien im Januar 2022.

Während der feierlichen Zeremonie sagte Lily Ebert, sie hätte stets versucht, eine positive Kraft zu sein und andere zu ermutigen, »unsere Unterschiede zu schätzen und voneinander zu lernen«. Solange sie lebe, werde sie die Welt lehren, tolerant zu sein. Auch dies war Lilys Versprechen.

Lily Ebert hat drei Kinder, zehn Enkel und 36 Urenkel.

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024