Limuzeta

Lernen für die Zeitung

Limmud gehört in Osteuropa seit ein paar Jahren zu einer festen Größe. Im Oktober 2007 fand die Konferenz jüdischen Lernens erstmals in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion statt. Damals kamen mehr als 700 Teilnehmer nach Moskau. Sie reisten nicht nur aus der russischen Provinz an und aus »Israilowka«, wie russischsprachige Israelis ihre neue Heimat scherzhaft nennen, sondern etliche flogen auch aus New York ein. Das russischsprachige jüdische Universum ist eben viel größer als Putins Reich.

birobidschan Im September vergangenen Jahres kamen rund 300 Juden zu einem zweitägigen Limmud nach Birobidschan in die Hauptstadt des Jüdischen Autonomen Gebiets, das Stalin in den 30er-Jahren weit im Osten des Sowjetreichs errichten ließ. Dort feierten die Limmud-Teilnehmer den 75. Geburtstag dieser künstlichen jüdischen Hauptstadt. Doch weil sich die eigentlichen Zentren der russisch-jüdischen Tradition ganz woanders entwickelt haben, findet »Limmud GUS« mal in Jerusalem und Aschkelon, mal im ukrainischen Jalta, mal in Vilnius und oft in Moskau statt.

Limmud (hebr. für Lernen) wurde im Jahre 1978 im britischen Nottingham zum Zweck des gemeinsamen und vielseitigen Lernens gegründet. Rasch entwickelte es sich zu einem erfolgreichen Exportprodukt. Heute treffen sich Limmudniks in den USA, Kanada, Argentinien, Südafrika, in der Türkei, Schweden, Polen, Frankreich und in mehreren Städten Deutschlands. Hinzu kommen mittlerweile fünf weitere Limmud-Standorte in Großbritannien.

mehrsprachig Abgesehen von der Sprache unterscheiden sich die russischsprachigen Limmud-Veranstaltungen auch darin, dass sie jeweils eine eigene Zeitung herausgeben: die Limuzeta. Sie entsteht während eines Limmuds und wird verteilt, noch bevor die Teilnehmer wieder abreisen. Reich bebildert, enthält sie die meisten Texte in russischer Sprache, je nach Standort aber auch auf Englisch, Hebräisch und Litauisch.

Die Idee stammt von Mark Galesnik, dem Herausgeber des russischsprachigen Satireblatts Beseder, das seit 13 Jahren in Jeruslaem erscheint. Die Limuzeta sei eine logische Folge des Limmud-Gedankens, betont Galesnik. »Für einige Tage wird der Ort, an dem ein Limmud stattfindet, zu einem kleinen Staat: mit eigener Bevölkerung, Sprache, Außenministerium und – natürlich kriselndem – Finanzministerium. Und was ist ein Land ohne eine Zeitung?«

Galesnik stellt sein journalistisches Wissen zur Verfügung und lädt alle Limmudniks ein, an der Herausgabe ihrer eigenen Zeitung mitzuarbeiten. Die Limuzeta ist nicht nur ein Bericht über die Veranstaltungen eines Limmuds, sondern sie wird zu einem eigenen Limmud-Projekt.

anekdoten Mark Galesnik lässt seine freiwilligen Mitarbeiter eigenständig agieren. Nur ein einziges Mal konnte er es sich nicht verkneifen, selbst ein Interview zu führen: Beim russischsprachigen Limmud in New York im März 2009 trat Bella (Bel) Kaufmann, die Enkelin des jiddischsprachigen Schriftstellers Scholem Alejchem auf – »in jenem exzellenten Russisch, wie es nur noch im Ausland gesprochen wird«, erzählt Galesnik schmunzelnd. Die 97-jährige zierliche Dame, selbst erfolgreiche Schriftstellerin (Up the down staircase, 1967), begeisterte das Publikum nicht nur mit Anekdoten aus dem Leben ihres Großvaters, sondern auch mit eigenen humorvollen Lebensweisheiten.

Die nächste Limuzeta soll diesen Monat beim Limmud in Moskau erscheinen. Und für den Berliner Limmud im Mai plant Mark Galesnik drei Vorträge. Doch leider wird es wohl dort (noch?) keine Limuzeta geben.

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025

Militär

Name des schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk von US-Kriegsschiff gestrichen

Das nach Milk benannte Versorgungsschiff heißt jetzt »USNS Oscar V. Peterson«

 28.06.2025

Meinung

Francesca Albaneses Horrorshow

Die UN-Berichterstatterin verharmlost den Hamas-Terror und setzt die Israelis mit den Nazis gleich. Mit ihren Ansichten tourt sie nun durch die Schweiz

von Nicole Dreyfus  30.06.2025 Aktualisiert

Aufarbeitung

Brasilien entschädigt Familie von jüdischem Diktaturopfer

Vladimir Herzog gehört zusammen mit dem ehemaligen Abgeordneten Rubens Paiva zu den bekanntesten Diktaturopfern

 27.06.2025

Buenos Aires

Anschlag auf Juden in Argentinien: Prozess nach mehr als 30 Jahren

Am 18. Juli 1994 waren beim Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum AMIA 85 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden

 27.06.2025

USA

Die Social-Media-Bändigerin

Die pro-israelische Influencerin Montana Tucker liefert Lehrstücke der modernen Kommunikation im Akkord. Zeit, sich die junge Frau, die mit Tanzvideos berühmt wurde, genauer anzusehen

von Sophie Albers Ben Chamo  26.06.2025

Balkan

Bosnien entschuldigt sich bei Rabbinerkonferenz

Über eine Tagung der Europäischen Rabbinerkonferenz in Sarajevo kam es zum judenfeindlichen Eklat. Mit der jetzt erfolgten Entschuldigung ist der Fall indes noch nicht bereinigt

 26.06.2025