Ukraine-Krieg

Leiter jüdischer Organisation auf »Verräter«-Liste

Gilt der ukrainischen Regierung als Kollaborateur: Vadim Rabinovich Foto: dpa

Die ukrainische Regierung hat vergangene Woche den jüdisch-ukrainischen Milliardär und Politiker Vadim Rabinovich auf einer Liste mit Namen von insgesamt 111 sogenannten Verrätern im Krieg mit Russland platziert. Das berichtete die Jewish Telegraphic Agency (JTA) am Mittwoch. Demnach haben die NGO »Rukh Chesno« und die ukrainische Agentur für Korruptionsbekämpfung die Liste zusammengestellt.

Welche Bedeutung die Liste genau hat und welche Konsequenzen die aufgeführten Personen zu erwarten haben, ist noch unklar. Es sollen unter anderem Behördenvertreter, Journalisten und Bürgermeister, denen Kollaboration mit Russland vorgeworfen wird, auf der Liste stehen.

Opposition Rabinovich war 2019 in das ukrainische Parlament gewählt worden und dort Chef der kleinen pro-russischen Oppositionspartei »Für das Leben«, die er zusammen mit Wiktor Medwedtschuk gründete. Der Putin-nahe Politiker steht in der Ukraine unter Arrest.

Der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine verbot am 20. März die Arbeit von »Für das Leben« und anderer pro-russischer Parteien für die Dauer des Kriegsrechts, das wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine verhängt worden war. Am 14. April wurde die Parlamentsfraktion von »Für das Leben« aufgelöst. Vergangenes Jahr hatte Rabinovich erfolglos versucht, den Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, seines Amtes entheben zu lassen.

Rabinovich, der sich gegenüber JTA nicht äußerte, gründete 1997 den Allukrainischen Jüdischen Congress, laut JTA eine der wichtigsten jüdischen Vereinigungen in dem Land. Rabinovich ist zudem Vorsitzender des 2012 gegründeten European Jewish Parliament, einem JTA zufolge weitgehend inaktiven Dachverband.

Konflikt Neben Rabinovich solle noch eine Handvoll weiterer jüdischer Personen auf der Liste stehen, darunter die frühere Politikerin Anna German. Rabinovich sei jedoch der einzige Leiter einer jüdischen Organisation.

In einer vom 27. März datierenden Erklärung, die auf der Website des European Jewish Parliament veröffentlicht ist, schreibt Rabinovich zum Krieg in der Ukraine: »In der derzeitigen Situation, wenn jeden Tag Hunderte, Tausende Menschen sterben, muss alles, was möglich ist, getan werden, um die Konfliktparteien zu einer Beruhigung zu bewegen und sich zurückzuziehen.«

Dem JTA-Bericht zufolge soll sich Rabinovich bereits vor dem russischen Überfall ins Ausland begeben haben. Auf Facebook habe er kommentiert, »die Westukraine hat den Krieg begonnen«. ja

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024