Zwei Stars leben derzeit auf dem Campus der New Yorker Yeshiva University. Ryan Turell und Gabriel Leifer sind Mitglieder des Basketballteams der kleinen jüdischen Privatuniversität. Das Team nennt sich »Maccabees«, und in der Sportwelt reißen sich derzeit viele um die Jungs. Sie haben nämlich mit 40 Siegen in Folge die mit Abstand längste Siegesserie des US-College-Basketballs hingelegt. Also zeigen Fernsehsender wie ESPN und CNN oder Zeitungen wie die »Los Angeles Times« Interesse – und ebenso Scouts der Profiliga NBA.
Das ist ungewöhnlich, weil die Maccabees in der Division III der College-Liga Skyline Conference spielen, in der dritten Liga. Warum sich Ryan Turell nicht für ein Division-I-Team entschieden habe, fragten ihn schon seine Eltern. »Warum habt ihr mich auf die Valley Torah High School geschickt?«, lautete die Gegenfrage. Seine ganze Schulzeit hatte er auf jüdischen Schulen verbracht, warum sollte er dann nicht auch auf dieses College gehen? Und wenn jüdischer Basketball, dann musste es die Yeshiva University sein. Dort wird seit 1935 Basketball gespielt: Training und religiöse Studien bringt man miteinander in Einklang, die erste Einheit findet um sechs Uhr statt, vor dem Morgengebet.
TALENTE Das macht ein Sportstipendium für nichtjüdische und auch für säkulare jüdische Talente nicht allzu attraktiv. In den Augen vieler Beobachter ist das ein großes Manko. Aber seit 2014 ist mit Elliot Steinmetz ein Cheftrainer unter Vertrag, und was andere für einen Nachteil halten, hält er für einen besonderen jüdischen Vorteil: Während die konkurrierenden Colleges überwiegend mit Spielern aus New York und dem Umland planen, sucht Steinmetz die Talente in den orthodoxen Communitys in ganz Amerika und in Israel.
Hinzu kommt, dass die Maccabees mit der Liga vereinbarten, ihre Spiele weder am Schabbat noch an den Feiertagen anzusetzen. Sogar die dritte Liga konnte Steinmetz als Argument für junge Talente umdeuten. Dem in Israel aufgewachsenen Spieler Ofek Reef sagte er: »Du kannst zu einem D-I-Programm gehen und auf der Bank sitzen, bis du ein Junior bist, oder du kannst hierherkommen und als Neuling 25 bis 30 Minuten spielen.«
Trainer Steinmetz begründet sein Konzept so: »Ich dachte mir, wenn ich orthodoxe Kinder auf höchstem Niveau dazu bringen könnte, hier zu bleiben, könnten wir etwas Großartiges aufbauen.«
Konkurrenz Früher wichen orthodoxe Spitzenspieler, wenn sie sich nicht zwischen Schabbat und Team entscheiden wollten, nach Israel aus. Jetzt können sie auch bei den Maccabees entdeckt werden. Die Konkurrenz ist beeindruckt. »Die Jungs von Yeshiva sind reifer als der Durchschnitt im College-Basketball«, sagt Kevin Spann, der lange Zeit das St. Joseph’s College Long Island trainierte.
Die Yeshiva University schmückt sich schon lange mit ihrem sportlichen Angebot. Ende August war das Positivimage allerdings in Gefahr. Eine Studentin hatte öffentlich ein Mitglied des erfolgreichen Basketballteams der Vergewaltigung bezichtigt. Und der Universitätsleitung warf sie in der Zeitung »Forward« vor, aus Rücksicht auf die Sporterfolge nichts dagegen unternommen zu haben. Den Namen des Beschuldigten nannte sie aus Rücksicht auf eine Verschwiegenheitsvereinbarung nicht. Der Stand der Ermittlungen ist nicht bekannt.
In den 30er-Jahren hatte es noch Auseinandersetzungen gegeben, »ob Sportler wirklich zu den Männern der Tora passen«, wie der Historiker Peter Levine schreibt. Sein Buch Ellis Island to Ebbets Field ist das Standardwerk über Juden im US-Sport. Und die waren im Basketball schon immer präsent. In den 30er-Jahren wurde der Sport teils sogar als »Jewball« bezeichnet, was meist nicht freundlich gemeint war. Als die damalige Profiliga Basketball Association of America, Vorläufer der NBA, vor 75 Jahren an den Start ging, war es ein jüdischer Spieler, der den ersten Punkt erzielte: Ossie Schectman von den New York Knickerbockers. Ryan Turell und Gabriel Leifer haben also große Vorbilder, an die sie anknüpfen wollen.
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