Vorwurf des Judenhass

Karneval in Aalst nicht mehr Kulturerbe

Darstellungen von Juden beim Karneval in der flämischen Kleinstadt Aalst (März 2019) Foto: Getty Images / istock

Zum ersten Mal hat die Unesco eine Tradition von der Liste des Immateriellen Kulturerbes gestrichen. Der seit 2010 aufgeführte Straßenkarneval im belgischen Aalst steht ab sofort nicht mehr auf der Liste, teilte die Deutsche Unesco-Kommission am Freitagabend in Bonn mit.

Rassismus Zur Begründung hieß es: »In den vergangenen Jahren nahmen wiederholt Festwagen mit rassistischen und antisemitischen Darstellungen am Straßenkarneval in der belgischen Stadt teil.«

Dies sei »weder mit den Grundprinzipien des Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes noch mit den in ihrer Charta niedergelegten Werten vereinbar«, hieß es weiter.

Respekt Die UN-Kulturorganisation stehe zu ihren Grundprinzipien der Würde, Gleichheit und des gegenseitigen Respekts und verurteile alle Formen von Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.

Die Stadt hatte zuvor selbst darum gebeten, ihren Karneval von der Weltkulturerbeliste zu streichen. »Die Aalster Bürger haben die grotesken Anschuldigungen satt«, zitierten belgische Medien Bürgermeister Christoph D’Haese: »Wir sind keine Antisemiten oder Rassisten.« ›Aalst werde aber immer »die Hauptstadt des Spotts und der Satire« sein.

Diskussion Ein Paradewagen des diesjährigen Karnevals vom März sorgte für die heftigen Diskussionen. Im Kern ging es dabei um die Frage, ob die nachgebildeten jüdisch-orthodoxen Figuren auf dem Wagen »Sabbatjahr« als antisemitisch zu werten sind.

Die belgische Antidiskriminierungsstelle Unia sah »keine bewusste Anstiftung zu Hass, Diskriminierung oder Gewalt gegen Juden«. Das Forum jüdischer Organisationen in Belgien (FJO) bewertete den Paradewagen hingegen als »pure Provokation«.

Noch bis Samstag berät der zwischenstaatliche Ausschuss der Unesco in Bogota in Kolumbien über die Aufnahme lebendiger Traditionen, Bräuche und Handwerkstechniken in die Unesco-Listen des Immateriellen Kulturerbes. kna

Ukraine

Jude, Comedian, Freiheitskämpfer

Selten ist ein Staatsmann so sehr in seinem Amt gewachsen wie Wolodymyr Selenskyj. Die erstaunliche Karriere des ukrainischen Präsidenten

von Michael Gold  21.08.2025

Meinung

Für Juden in Frankreich ist das Spiel aus

Präsident Emmanuel Macrons antiisraelische Politik macht ihn zum Verbündeten der Islamisten und deren linken Mitläufern. Für Juden wird das Leben währenddessen immer unerträglicher

von Haïm Musicant  20.08.2025

Österreich

Jüdische Familie aus Taxi geworfen

In Wien beschimpfte ein Uber-Fahrer seine jüdischen Gäste und attackierte dann den Familienvater

von Nicole Dreyfus  19.08.2025

Tschechien

Im Versteck der Zeit

Auf einem Hügel über Brünn liegt die Villa Wittal, fast unberührt seit der Deportation ihrer Bewohner 1942. Bald wird sie ein Ort für Gäste aus aller Welt – und das Herz eines Festivals, das Geschichte und Gegenwart verbindet

von Kilian Kirchgeßner  19.08.2025

Schweiz

Ein Mandat, das für Irritationen sorgt

Der World Jewish Congress fordert von der UBS mehrere Milliarden Dollar Entschädigung und holt dafür Urs Rohner, Ex-Verwaltungsratspräsident der früheren Credit Suisse, ins Boot

 19.08.2025

Österreich

Auge in Auge mit Antizionisten

Wie spricht man mit Menschen, die Israel hassen? Und was, wenn sie Juden sind? Ein Selbstversuch in Wien

von Gunda Trepp  18.08.2025

Berlin

Sam Altman: Ehrung von Axel Springer SE

Der amerikanische Jude gilt als Vordenker auf dem Feld der KI und als Architekt einer neuen technologischen Ära

 18.08.2025

Meinung

Soll die Schweiz Palästina anerkennen?

Eine Anerkennung von Palästina wäre für die Schweiz ein außenpolitischer Kurswechsel, von dem niemand profitiert

von Nicole Dreyfus  17.08.2025

USA

»Don’t dream it, be it!«

Auch die »Rocky Horror Picture Show« hat jüdische Seiten. Und dabei geht es nicht nur um Bagels. Mazal tov zum Fünfzigsten!

von Sophie Albers Ben Chamo  17.08.2025