Nach dem mutmaßlichen Selbstmord von Jeffrey Epstein in einem New Yorker Gefängnis stellt sich die Frage, ob der Geschäftsmann auf einem jüdischen Friedhof bestattet wird. Der Journalist Ari Feldman von der Online-Zeitung »Forward« stellt dazu fest: Nach Ansicht von Experten sei der Fall Epstein so ungewöhnlich, dass bisher völlig unklar sei, was mit seinen sterblichen Überresten geschieht.
Jüdische Beerdigungen hätten innerhalb von einem bis zu drei Tagen nach dem Tod des Verstorbenen stattzufinden. Doch Epstein starb am 10. August, seine Leiche wurde obduziert, und eine zweite Obduktion steht laut Medienberichten noch aus.
GNADE David Zinner vom Gamliel-Institut, das Ausbildung in jüdische Beerdigungsriten anbietet, sagte dem »Forward«: »Die Gebete, die mit Tahara (Reinheit) zusammenhängen, bitten Gott um Gnade für den (verstorbenen) Menschen. Hat Jeffrey Epstein Gnade verdient? Da bin ich mir nicht so sicher.« Epstein war von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen worden, Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht zu haben.
Zinner sagte laut dem Bericht weiter, er sei nicht überrascht, wenn eine Chevra Kadischa, die jüdische Beerdigungsgesellschaft, sich wegen Epsteins mutmaßlicher Verbrechen weigern würde, sich seiner anzunehmen. Die Chevra Kadischa in der Upper East Side von Manhattan teilte mit, bisher sei sie von keiner Synagoge in der Umgebung wegen einer Beerdigung Epsteins kontaktiert worden.
Der «Forward” zitierte eine Talmudstelle, laut der «eine böse Person nicht neben einer gerechten Person« beerdigt werden soll. Ferner stellt sich die Frage, ob ein Selbstmörder auf einem jüdischen Friedhof bestattet werden kann. Die Auslegungen zu diesem Thema sind unterschiedlich. Einige Rabbiner sind der Ansicht, auch nach einem Suizid könne ein Mensch auf einem jüdischen Friedhof begraben werden – sein Grab müsse jedoch von anderen Gräbern abgetrennt werden. ag