Frankreich

Jüdischer Kongress warnt nach Wahl vor »Extremismus«

Die Ergebnisse der Wahlnachfrage des französischen Fernsehens am Sonntag um 20 Uhr - in zwei Wochen treten Emmanuel Macron und Marine Le Pen in der Stichwahl gegeneinander an Foto: IMAGO/HBLnetwork

In Frankreich wird es erneut eine Stichwahl zwischen dem liberalen Präsidenten Emmanuel Macron und der Rechten Marine Le Pen um das höchste Staatsamt geben. Das Innenministerium in Paris veröffentlichte am Montagmorgen das vorläufige Endergebnis der Präsidentschaftswahl vom Sonntag.

STICHWAHL Nach Auszählung der Stimmen aller registrierten Wähler gewann Macron demnach 27,8 Prozent und Le Pen 23,2 Prozent. Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon landete mit 22,0 Prozent auf Platz drei. Damit treten der amtierende Staatschef und seine Konkurrentin vom Rassemblement National (ehemals Front National) am 24. April in einer Stichwahl gegeneinander an.

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Der Rechtsextreme Éric Zemmour lag nach den Angaben des Innenministeriums mit 7,1 Prozent deutlich vor der Kandidatin der Konservativen Valérie Pécresse mit 4,8 Prozent. Die sozialistische Kandidatin Anne Hidalgo lag abgeschlagen bei 1,8 Prozent. Der Grüne Yannick Jadot kam auf 4,6 Prozent.

Bei jüdischen Organisationen sorgte das Abschneiden der etablierten Parteien und vor allem die ungewöhnlich hohe Zahl an Wählern, die Kandidaten an den rechten und linken Rändern des politischen Spektrums ihre Stimme gaben, für Unbehagen.

»Wir sind tief besorgt über das Erstarken der extremistischen Parteien«, erklärte der Europäische Jüdische Kongress in einem Statement. Der EJC rief die Franzosen dazu auf, im zweiten Wahlgang »dem Extremismus eine Absage zu erteilen und den Weg der Demokratie und Toleranz zu wählen«. Man hoffe sehr, dass »diejenigen, die Spaltung, Hass und Fremdenfeindlichkeit säen, nicht die Oberhand gewinnen.«

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HERAUSFORDERUNG Frankreich stehe, so die EJC-Geschäftsführerin Raya Kalenova, »vor der vielleicht größten Herausforderung für seine republikanischen Werte seit dem Zweiten Weltkrieg.« Kalenova rief die gemäßigten Kräfte zur Zusammenarbeit auf. Schon vor dem Wahltag hatte das CRIF, der Dachverband der jüdischen Gemeinschaft Frankreichs, die Franzosen aufgerufen, nicht extrem zu wählen. Nach dem ersten Wahlgang äußerte sich die Organisation zunächst nicht.

Der französische Präsident hat weitreichende Machtbefugnisse und amtiert fünf Jahre. Etwa 48,7 Millionen Französinnen und Franzosen waren zur Wahl eingeschrieben. Die Wahlbeteiligung lag laut Innenministerium bei 73,69 Prozent.

SCHÄCHTEN Der Erstplatzierte Emmanuel Macron hatte am späten Sonntagabend in einer Rede vor Anhängern davor gewarnt zu glauben, dass Rennen sei bereits entschieden. Er ging indirekt auch auf seine Konkurrentin Marine Le Pen und deren Pläne ein, die Religionsfreiheit zu beschränken und das religiöse Schächten zu verbieten. Er wolle ein Frankreich, das entschlossen gegen den Islamismus kämpfe, so Macron, es aber »jedem erlaubt, zu glauben oder nicht zu glauben. Nicht ein Frankreich, das Muslime oder Juden hindert, so zu essen, wie es ihre Religion ihnen vorschreibt«.

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Éric Zemmour, der als jüdischer Kandidat gezielt um Stimmen der jüdischen Gemeinschaft warb, warf bei seinem Auftritt am Sonntag sein Gewicht dagegen für Marine Le Pen in die Wagschale und forderte seine Anhänger auf, ihr im zweiten Wahlgang die Stimme zu schenken. mth/dpa

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