Argentinien

Jüdischer Ehepartner – undenkbar

Ein chassidischer Beter ist vor dem jüdischen Neujahrsfest in der Innenstadt von Buenos Aires von einem Unbekannten angegriffen und verletzt worden. Der 45-jährige religiöse Jude erlitt Kopfverletzungen, ein Ohr wurde fast abgerissen, die Wunde musste genäht werden.

Der Täter griff einen Tag, nachdem die Palästinensische Autonomiebehörde die UN-Mitgliedsschaft beantragt hatte, eine Gruppe von orthodoxen Juden im Stadtteil Flores an, in dem sich verschiedene Synagogen und Betstuben befinden. Nach dem Unbekannten, der von einer Überwachungskamera gefilmt wurde, wird gefahndet. »Die einzige Lösung ist es, die Synagogen und alle Juden zu verbrennen«, schrie er, während er mit einer Stange auf die Beter einschlug und diese beschimpfte.

Sicherheit Der Präsident der Delegación de Asociaciones Israelitas Argentinas (DAIA), Aldo Donzis, verurteilte den »erneuten Angriff auf ein Mitglied der jüdischen Gemeinde«. Man werde um eine Verstärkung der polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen bitten, sagte er der jüdischen Nachrichtenagentur Agencia Judía de Noticias (AJN). Der Präsident des jüdischen Hilfswerks Asociación Mutual Israelita Argentinien (AMIA), Angel Barman, sagte AJN: »Wir haben volles Vertrauen, dass der Täter identifiziert und bestraft wird.« In den vergangenen Monaten ist es in Argentinien wiederholt zu antisemitischen Übergriffen gegen religiöse Juden und Gemeindezentren gekommen.

Der Angriff füge sich in das Bild eines wachsenden Antisemitismus in Argentinien, sagte Donzis bei der Vorstellung des Jahresberichts über Antisemitismus in Argentinien am Dienstag. Gleichzeitig präsentierte die DAIA eine Umfrage über die Einstellung der Argentinier zu Juden, die sie gemeinsam mit dem US-Organisation Anti Defamation League (ADL) in Auftrag gegeben hatte. Gemäß der Studie über Judenfeindlichkeit wollen 30 Prozent der argentinischen Bürger nicht in »Stadtvierteln leben, in denen Juden wohnen«.

Heirat Mehr als die Hälfte der insgesamt 1.510 landesweit Befragten (54 Prozent) meinten außerdem, dass »Juden die ersten sind, die Bedürftigen nicht helfen«. Und 39 Prozent wollen nicht, dass Juden »politisch entscheidende Funktionen übernehmen«. Auch einen jüdischen Ehepartner kann sich eine große Zahl der für die Studie Interviewten nicht vorstellen. 45 Prozent antworten auf die Frage, ob sie eine Jüdin oder einen Juden heiraten würden, mit Nein.

Argentinien verfügt über die größte jüdische Gemeinschaft Lateinamerikas. Die Mehrzahl der insgesamt 185.000 Juden lebt in der Hauptstadt Buenos Aires, danach folgen Cordoba mit 9.000 und Santa Fe mit 4.000 Gemeindemitgliedern.

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Sydney

Jüdische Bäckerei schließt wegen Antisemitismus

Nach Jahren der Anfeindungen und dem schwersten antisemitischen Anschlag auf australischem Boden hat eine beliebte jüdische Bäckerei für immer geschlossen

 18.12.2025

Strassburg

Glühwein und Kippa

In der selbst ernannten »Weihnachtshauptstadt« lebt eine traditionsbewusste jüdische Gemeinde. Wie passt das zusammen? Eine Reise zu koscheren Plätzchen und Pralinen mit »Jahresendgeschmack«

von Mascha Malburg  18.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Australien

Bericht: Die Heldentat von Ahmed Al-Ahmed sorgt auch in Syrien für Jubel

Die Berichterstattung über den »Helden von Sydney« hat auch dessen Heimatort erreicht und bringt Stolz in eine Trümmerlandschaft

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025

Sydney

Abschied von jüngstem und ältestem Opfer

Ganz Australien trauert: Die 10-jährige Matilda und der 87-jährige Holocaust-Überlebende Alex Kleytman sind beerdigt worden

 18.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsmann  17.12.2025