Frankreich

Jude mit Axt ermordet

In den vergangenen Monaten gab es in Frankreich mehrere tödliche Angriffe gegen Juden. Foto: IMAGO/Martin Bertrand

Erneut sorgt eine Gewalttat an einem Juden in Frankreich für Aufsehen. Die jüdische Organisation Bureau national de vigilance contre l’antisémitisme (BNVCA) teilte am Montag mit, der israelische Staatsbürger Eliahou Haddad sei am 19. August in seiner Wohnung in dem kleinen Ort Longperrier nordöstlich von Paris von einem 24-jährigen Mann arabischer Herkunft ermordet worden.

ANTISEMITISMUS Bei der Tat wurde laut BNVCA der Schädel des Opfers mit einer Axt zertrümmert und anschließend sein Gesicht verbrannt. Der Täter habe sogar damit begonnen, die Leiche zu vergraben.

Der Präsident des jüdischen Gemeindebundes CRIF, Yonathan Arfi, schrieb auf Twitter: »Wir hoffen auf baldige Informationen und bitten darum, dass in diesem Stadium alle Spuren untersucht werden, einschließlich der Möglichkeit des erschwerenden Faktors ›Antisemitismus‹.«

Das Opfer, 44 Jahre alt, soll Berichten zufolge aus Djerba in Tunesien stammen. Seine Familie lebt aber mittlerweile in Israel, teilte das BNVCA mit. Er sei aufgrund erheblicher gesundheitlicher Probleme nicht mehr berufstätig gewesen. Der mutmaßliche Täter verrichtete im Haus des Opfers offenbar Arbeiten; er habe keine gültigen Aufenthaltspapiere, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Den Angaben zufolge verständigte der 24-Jährige nach der Tat selbst die Polizei und wurde in Untersuchungshaft genommen. Nach Angaben des BNVCA soll der Verdächtige bei seiner Festnahme ausgesagt haben, dass das Opfer, das mit ihm zusammenlebte, ihm 100 Euro geschuldet und nicht zurückgegeben habe. Außerdem, so die Berichte, habe der Mann angegeben, das Opfer habe ihn sexuell belästigt.

MOTIVE Ob auch judenfeindliche Motive bei dem Fall eine Rolle spielten, ist noch unklar. Auf einem Facebook-Konto, das dem Tatverdächtigen zugeschrieben wird, ist ein Foto gepostet, auf dem ein Mann zu sehen ist, wie er eine israelische Flagge verbrennt.

Die Untersuchung sei noch im Gange, erklärte Staatsanwalt Hervé Tétier am Dienstag. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt enthielten »die Ermittlungen kein objektives Element, das eine diskriminierende und insbesondere antisemitische Motivation aufzeigt«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Das CRIF und das BNVCA fordern, dass ein möglicher antisemitischer Charakter des Verbrechens nicht von vornherein ausgeschlossen werde. Elie Korchia, der Rechtsanwalt der Angehörigen, erklärte, der Familie des Getöteten sei es sehr wichtig, dass »die ganze Wahrheit« ans Licht komme.

In den vergangenen Monaten hat es in Frankreich mehrere tödliche Angriffe mit möglichem antisemitischen Motiv gegeben. So wurde im Mai der 89-jährige René Hadjaj vom Balkon seines Wohnhauses in Lyon gestoßen und kam dabei ums Leben. Und im Februar wurde der 31-jährige Jérémy Cohen getötet, nachdem er im Pariser Vorort Bobigny von einer Bande gejagt und dabei von einer Straßenbahn überfahren wurde.

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025