Großbritannien

»Ich schlitze dir die Kehle auf, wegen Palästina«

Auf der Londoner Einkaufsmeile Oxford Street ereigneten sich in der Nacht zum Sonntag in kurzer Zeit zwei antisemitische Vorfälle. Foto: imago images/Design Pics

In London ist am Wochenende ein Mann gleich zwei Mal innerhalb von einer Stunde massiv antisemitisch beschimpft und angegriffen worden.

Es ist Samstagabend um 23.35 Uhr. Yochai L. sitzt in einem Bus der Linie 113 Richtung Oxford Circus, als ein Passagier ihm zu Leibe rückt. »Ich schlitze dir die Kehle auf, wegen Palästina« und »Ich hau dir eine in die Fresse«, ruft der schwarze Mann L. unter anderem zu. Der Angegriffene versucht zu beschwichtigen.

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Als das Fahrzeug anhält, verlässt der Angreifer den Bus, nicht aber, ohne zuvor dem Busfahrer wie zur Rechtfertigung seiner Tiraden gegen L. mitzuteilen: »He’s fucking Jewish«. Durch die Fensterscheibe des Busses stößt der Mann dann weitere Flüche gegen L. aus und zeigt ihm den Mittelfinger - während das Opfer die Szene bereits mit seinem Smartphone filmt.

ROLLTREPPE Yochai L. trägt zum Zeitpunkt des Vorfalls eine Kippa. Sein Bruder Shlomie, der selbst nicht religiös ist, erklärt anschließend, Yochai sei ins Visier genommen worden, weil er »offensichtlich jüdisch« ausgesehen habe. »Das war nicht bloß ein verbaler Übergriff. Er war nahe daran, von diesem bösartigen Angreifer körperlich angegriffen zu werden«, so der Bruder gegenüber britischen Medien.

Nachdem auch L. den Bus verlassen hat, kommt es kurze Zeit später auf einer Rolltreppe in der U-Bahn-Station Oxford Circus ein zweites Mal zu antisemitischen Pöbeleien. Dieses Mal ist der Täter ein Weißer. Auf einem ebenfalls von L. aufgenommenen Video ist ein Mann zu sehen, der »I fucking hate the Jews« ruft, während er mit seiner Hand auf die Metallverkleidung der Rolltreppe klopft.

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Eine Gruppe 17- und 18-Jahre alter Fußballfans in England-Trikots versucht daraufhin, L. beizustehen. Einer fordert den Mann auf, die Klappe zu halten, woraufhin dieser erwidert: »Da steht ein Jude hinter uns«. Einer der Fans sagt ihm daraufhin: »Tatsächlich hast du neun Juden hinter dir.« Erst im Nachhinein stellt sich heraus, dass es sich bei der Gruppe der Jugendlichen um jüdische Fußballfans gehandelt hat.

BEISTAND Der Vater eines der Jungen wird von der Zeitung »Daily Mail« mit den Worten zitiert: »Ich bin froh, dass mein Sohn sich entschieden hat, seine Stimme zu erheben und den jüdischen Mann in der U-Bahn zu unterstützen … Ein bigotter Rassist hat einen jüdischen Mann angegriffen, und ein Haufen anderer Fußballfans - die ironischerweise jüdisch sind - versuchen, den Kerl zu verteidigen.«

Die Londoner Polizei hat zwar in beiden Fällen Ermittlungen eingeleitet, Festnahmen gab es aber vorerst keine. Shlomie L. erklärte, besonders die Tatsache, dass sich die Täter trotz des Vorhandenseins von Überwachungskameras keine Sorgen über mögliche Konsequenzen machen müssten, sei besorgniserregend.

Auf seinem Twitter-Account machte Shlomie L. die Audio- und Videoaufnahmen seines Bruders von den Angriffen publik. Yochai selbst wolle sich nicht äußern, sagte er der »Daily Mail«. mth

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

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