Schweiz

Historische Barmizwa

Naftali Krammer-Bloch feiert die erste Barmizwa im Kanton Aargau seit 1960. Foto: Simon Erlanger

Für die Krammers wird der 9. November 2017 zweifelsohne ein historisches Datum in der Familiengeschichte bleiben. Aber fast noch wichtiger ist dieser Tag für das Judentum in der Schweiz. Denn zum ersten Mal nach fast 60 Jahren wurde im Kanton Aargau wieder eine Barmizwa gefeiert. Naftali, Sohn von David und Esther Krammer-Bloch, las in der voll besetzten Synagoge von Endingen aus dem Wochenabschnitt, der Paraschat Haschawua.

Endingen ist wie das gleichfalls im aargauischen Surbtal gelegene Lengnau eines der beiden »Judendörfer«, in denen Juden in der Schweiz bis 1866 überhaupt leben durften. Erst danach kam die Niederlassungsfreiheit und damit die Möglichkeit, sich auch an anderen Orten anzusiedeln. Im vergangenen Jahr konnte die jüdische Gemeinschaft der Schweiz deshalb den 150. Jahrestag ihrer Emanzipation feiern, natürlich auch in Endingen und Lengnau.

Kulturweg Für diese »Wiege des Schweizer Judentums«, wie die beiden Dörfer auch gerne genannt werden, gibt es nun große Pläne: Ein Kulturweg, der das Zusammenleben zwischen Juden und Christen in diesem kleinräumigen Teil Westeuropas zeigt, existiert bereits. Aber mit dem »Projekt Doppeltüre« soll das Ganze nun auf eine breitere Basis gestellt werden, weshalb eigens ein Verein gegründet wurde. Kritische Stimmen sprechen deshalb von einer Art »jüdischem Mini-Disneyland« – schließlich findet seit Jahrzehnten jüdisches Leben in der Schweiz vor allem in den urbanen Zentren Zürich, Basel oder Genf statt und eben nicht mehr in Endingen oder Lengnau.

Doch die Barmizwa von Naftali Krammer beweist, dass jüdische Traditionen – wenn auch in bescheidener Form – selbst in diesem etwas abgelegenen Teil der deutschen Schweiz fortgeführt werden. Denn der letzte Barmizwa-Junge vor Naftali in Endingen oder Lengnau hieß Jules Bloch und ist kein anderer als sein Großvater. Das war 1960.

Surbtal Den Weg von der Stadt zurück in die Provinz ging dagegen vor einigen Jahren Naftalis Vater David Krammer, der aus Amsterdam stammt und hier die Leitung des Jüdischen Altersheims Margoa sowie des Gästehauses Noffi übernahm. Doch zuvor hatte er Jules Blochs Tochter Esther geheiratet. Im Surbtal gab es natürlich keine große jüdische Gemeinde. Doch das sollte Krammer nicht abschrecken. Denn die wenigen jüdischen Familien bilden eine enge Gemeinschaft.

All das sind die Hintergründe der Barmizwa-Feier vom 9. November. Kein Wunder, dass Großvater Jules Bloch an diesem grauen Morgen allen Anwesenden erzählte, wie stolz er auf seinen Enkel Naftali ist, der übrigens auch ein sehr guter Schüler sei. Auch die Eltern sind sehr aufgeregt, selbst wenn David Krammer nach außen Lässigkeit demonstriert: »Ich hatte nie Zweifel daran, dass Nafatli das schaffen würde«, sagt er. Die Krammers bemühen sich um eine religiöse Erziehung ihrer Kinder. An diesem Ort mit nur wenigen Gemeindemitgliedern ist das nicht unbedingt leicht.

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025