Griechenland

Hellas am Tropf

Ohne Stütze bricht alles zusammen. Foto: imago

Die jüdischen Gemeinden in Griechenland sind in Not. Ohne Hilfe aus dem Ausland könnten sie ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Die Unterstützung vor allem durch die amerikanisch-jüdische Organisation Jewish Distribution Committee (JDC), kurz JOINT, schließe nicht nur Lücken, sagt der Präsident der jüdischen Gemeinde Athen, Benjamin Albalas, »die Hilfe, dessen Gesamtsumme ich in Absprache mit dem JOINT nicht veröffentlichen darf und möchte, deckt gar den Großteil der Wohlfahrt ab«, so Albalas. »Für das laufende Jahr verschafft sie uns etwas Luft.«

Mittlerweile sind etliche Familien, deren Kinder die jüdische Schule besuchen, nicht mehr in der Lage, Schulgeld zu zahlen. Auch hier springt der JOINT ein. Knapp 4.000 Mitglieder zählt die Athener Gemeinde, insgesamt leben rund 7.000 Juden im Land. Sie zahlen, wenn sie finanziell noch in der Lage dazu sind, zwischen 80 und 100 Euro Mitgliedsbeitrag pro Jahr.

Die Unterstützung aus dem Ausland hilft der Gemeinde, durch die schweren Zeiten zu kommen. »Es gibt unter unseren Mitgliedern auch jetzt in der Krise keine Obdachlosen, dafür sorgen die Wohlfahrtsgelder«, sagt Albalas. Damit kann die jüdische Gemeinde zumindest ein grundlegendes soziales Netz schaffen.

Neid Doch solch eine Vorsorge weckt auch Neider. Die jüdischen Gemeinden wehren sich gegen die von rechtsradikalen, aber auch von linken Medien gezielt gestreuten Gerüchte, Juden wären von der Steuerpflicht vollkommen befreit. Offenbar versuchen antisemitische Kreise, die Steuervergünstigungen, die es in Griechenland für alle eingetragenen Religionsgemeinschaften gibt, für ihre Polemik auszunutzen. »Das ist eine böswillige Provokation. Wir sind ein fester Teil der griechischen Gesellschaft und zahlen unsere Steuern wie alle anderen auch«, betont Albalas. »Und wir leiden genauso unter der allgemeinen Verarmung und fürchten wie alle anderen Griechen auch die weiteren Sparmaßnahmen der Regierung.«

Eine wichtige Einkommensquelle der Gemeinde sind Mieteinnahmen. »Wir verzeichnen dabei schon jetzt eine Minderung von 30 bis 40 Prozent«, klagt Albalas, der weitere Einbrüche erwartet. In diesem Jahr müssen neben der zweiten Rate der neu eingeführten Immobilienabgabe mehrere weitere Grundbesitzsteuern für die Jahre 2009 bis 2011 bewältigt werden. Hinzu kommen Pläne der Regierung, sämtliche Mieteinnahmen pauschal mit 20 Prozent zu besteuern. Dies würde vor allem jene schwächen, die mit der Vermietung eines kleinen Ladengeschäfts ihre kargen Einkünfte aufbessern. Dazu zählen auch etliche Gemeindemitglieder. Hinzu kommen die gesetzlich verordneten Einkommenskürzungen von 22 Prozent sowie steigende Preise.

Gläubiger Die Zahl derer, die von den Wohlfahrtsprogrammen der Gemeinde abhängig sind, wird daher zunehmen. Die Hilfspakete der bekanntesten Kreditgeber des Landes, der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, werden vorrangig für Banken und Gläubiger geschnürt. Die JOINT-Gelder hingegen gehören zu den wenigen Hilfen aus dem Ausland, die sozial Bedürftige erreichen.

Immer mehr Familien diskutieren inzwischen darüber, die Krise hinter sich zu lassen und nach Israel auszuwandern. Die Jewish Agency beschloss vergangene Woche, rund 800.000 Euro für die jüdischen Gemeinden in Griechenland bereitzustellen sowie denjenigen zu helfen, die sich dazu entschließen, in Israel eine neue Existenz aufzubauen.

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025