Russland

Gogo-Girls und Hava Nagila

Tanzen im »Shahar Club« Foto: Kalimullin

Ein Stück Tel Aviver Nachtleben in Russlands Hauptstadt bringen: Dieses Ziel hatten die Initiatoren des »Shahar Club«. Er ist der erste Nachtklub in Moskau, der damit wirbt, koscher zu sein. Was es damit auf sich hat, erklärt Simona, Mitte 20 und Mitglied der zionistischen Organisation »Schachar« (Morgenröte): Zum einen seien sämtliche alkoholischen Getränke koscher, zum anderen bleibe der Klub am Schabbat geschlossen.

Jugend Simona ist zwar schon in Israel, aber noch nicht in Tel Aviv gewesen. Und überhaupt, findet sie, glichen sich Partys junger Leute überall auf der Welt. Zu sehr wolle sich der Shahar Club nicht von anderen Diskotheken unterscheiden, sagt sie. Wichtig sei es, für die jüdische Jugend in Moskau einen Ort zu schaffen, an dem sie sich treffen und gemeinsam feiern könnte. Selbstverständlich heiße man auch nichtjüdische Freunde willkommen – jedenfalls, »solange sie keine Antisemiten sind«.

Für seine Eröffnungsparty letzten Samstagabend gab sich der Klub das Motto »Brillen«: Wer eine trug, zahlte nur 300 statt 500 Rubel (10 Euro) Eintritt. Das Thema sei bewusst gewählt worden, so »Schachar«-Vorsitzender Alexander Kargin: Man wolle einen frischen Blick aufs Judentum ermöglichen. »Judentum – das ist nicht nur Religion, sondern das sind auch Weltoffenheit und jede Menge interessante Persönlichkeiten.«

Metro Als Veranstaltungsort für den Klub wurde das jüdische Restaurant »Molotschnije reki« (Deutsch: »Milchflüsse«) gewählt. Es befindet sich im Herzen des Moskauer Nachtlebens an der Metrostation Kitaj-Gorod und ganz in der Nähe der größten Synagoge der Stadt.

Zu Beginn des Abends glaubt man nicht, in einer Weltstadt zu sein, sondern der Klub mit seiner glitzernden Dekoration erinnert eher an eine Mehrzweckhalle in der Provinz. Doch für die Atmosphäre sorgt das Publikum, das sich nicht lange zum Tanzen auffordern lässt. Endgültig kein Halten gibt es mehr, als die Sängerin den hebräischen Klassiker »Hava Nagila« anstimmt. Dann wird gefeiert bis in die frühen Morgenstunden. Israelische Freunde hätten ihn gefragt, berichtet Kargin, ob es bei ihm auch Gogo-Tänzerinnen geben werde. Er habe ihnen versichert, scherzt er, dass es sich dabei selbstverständlich um koscheren Gogo-Tanz handeln werde.

Kontroverse

Adidas-Chef entschuldigt sich für sein Lob eines Antisemiten

Björn Gulden hatte Kanye West (Ye) trotz dessen judenfeindlicher Ausfälle in Schutz genommen

 22.09.2023

USA

Taschlich retour

In Kalifornien sammeln jüdische Umweltaktivisten am Strand Müll – aus religiöser Überzeugung

von Jessica Donath  22.09.2023

Debatte

Auschwitz-Komitee kritisiert Adidas-Chef: »Unerträglich und zynisch«

Konzern-Chef Björn Gulden hatte Kanye West zuvor in einem Podcast verteidigt

 21.09.2023

Fußball

Tottenham-Boss: Haben Rückkaufrecht für Harry Kane

Der Wechsel des Torjägers zum FC Bayern ist für den Club eine offene Wunde

 21.09.2023

Großbritannien

Sie nannte sich Steve

Zum 90. Geburtstag von Dame Stephanie Shirley

von Christoph Meyer  21.09.2023

München

Flucht vor dem Brexit

Die Europäische Rabbinerkonferenz verlässt London und eröffnet ihren neuen Sitz in der bayerischen Landeshauptstadt

von Gabriele Riffert  21.09.2023

Entscheidung

UNESCO erklärt einstige sefardische Kolonie in Suriname zum Weltkulturerbe

Die »Jodensavanne« war Wohnort von sefardischen Juden in Suriname

 20.09.2023

Russland

Gershkovich bleibt weiter in U-Haft

Das Moskauer Stadtgericht kam einer Beschwerde der Verteidigung nicht nach

 20.09.2023

Rumänien

»Es gibt wieder Bedarf«

In der Stadt Oradea entsteht eine neue orthodoxe Jeschiwa, die Vorbeter ausbilden soll

von György Polgár  20.09.2023