Panama

Fünf Minuten mit ...

Herr Shamah, junge Israelis lieben Lateinamerika. Jedes Jahr kommen Zehntausende. Werden Sie sich in Ihrer Amtszeit besonders um jüdische und israelische Touristen bemühen?
Ich war mit unserem Präsidenten bereits zu Besuch in Israel. Wir haben derzeit zwei Prioritäten: Einen Direktflug von Tel Aviv nach Panama. Und wir wollen verstärkt in Israel und in israelischen Medien für unser Land werben. Wir hoffen, dass die Zahl der israelischen Besucher schon in diesem Jahr deutlich steigt. Das läge im Trend, denn Lateinamerika erfreut sich nicht nur bei Rucksacktouristen großer Beliebtheit. Auch andere jüdische Touristen kommen nach Panama. Wir werben mit unseren Naturschönheiten, unseren unterschiedlichen Kulturen und Ethnien. Und natürlich haben wir in Panama durch unsere große jüdische Gemeinde auch entsprechend viele religiöse Angebote für jene, die den Schabbat in unserer Mitte begehen wollen.

Während es in anderen Ländern kaum Juden in der Politik gibt, gehören in Panama gleich zwei Mitglieder der Regierung zur jüdischen Gemeinde. Wie kommt das?
Ich sehe darin nichts Ungewöhnliches. Unser Land kennt eben keine Fremdenfeindlichkeit. Seit Jahrhunderten leben in Panama Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft friedlich miteinander: Chinesen, Hebräer, Araber, Hindus und viele US-Amerikaner. Wir sind Muslime, Juden, Katholiken, Evangelikale – und es gibt einen sehr bedeutenden Bahai-Tempel. Die Religionsgemeinschaften existieren friedlich nebeneinander, obwohl in der Verfassung der Katholizismus als Staatsreligion definiert ist.

Mussten Sie und Ihr jüdischer Kollege, Handelsminister Roberto Henríquez, auf diese Verfassung Ihren Amtseid ablegen?
Wir sind eine säkulare Regierung, die ihre Entscheidungen auf der Grundlage der Bedürfnisse der Bevölkerung trifft. Wir sind insofern auf die Verfassung vereidigt worden, als wir uns um die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Belange der Bevölkerung kümmern und nicht um deren religiöse Einstellungen. Wir respektieren die in der Verfassung genannte Staatsreligion. Im Übrigen hat der Katholizismus jüdische Wurzeln. In diesem Sinne haben wir vieles gemeinsam.

Unterscheidet Ihre jüdische Erziehung sie von ihren anderen Kollegen am Kabinettstisch?
Alle Menschen sind unterschiedlich – ganz gleich, welcher Religion sie angehören. Ich bin das Produkt der Erziehung, die ich meinen Eltern verdanke. Ich bin nicht orthodox, sondern konservativ. Das Religiöse spielt zu Hause, in unseren Kirchen und Synagogen eine Rolle. Bitte verstehen Sie doch: Unsere Regierungsentscheidungen richten sich nach politischen Notwendigkeiten und sozialen Aspekten und nicht nach unserer Religionszugehörigkeit.

Arbeiten Sie enger mit Ihrem jüdischen Ministerkollegen zusammen?
Roberto Henríquez gehört zu einer anderen Synagoge. Aber trotzdem haben wir eine sehr gute Beziehung. Außerdem ist er Mitglied des Nationalen Tourismusrates. Aber die engste Beziehung im Kabinett habe ich mit Demetrio Papadimitriu. Er ist Minister der Präsidentschaft – und Grieche.

Costa Rica hat seit Mai einen jüdischen Vizepräsidenten. Ist es sinnvoll, dass sich jüdische Politiker treffen, um gemeinsame Probleme und Interessen zu besprechen?
Das ist eine sehr schlechte Idee. Wir dürfen die politische und die religiöse Agenda nicht miteinander verflechten.

Mit dem Tourismusminister von Panama sprach Hans-Ulrich Dillmann.

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025

Toronto

20 Mesuot aus Seniorenheim gestohlen

Die Polizei geht von einem Hassverbrechen aus

 09.12.2025