USA

»Es gab immer Antisemitismus«

Herr Buergenthal, Sie sind 1951 als 17-Jähriger in die USA gekommen. Wie beurteilen Sie jetzt – fast zwei Wochen nach dem Attentat in Pittsburgh – den Zustand des Landes?
Ich bin ein Optimist, deswegen werden Sie von mir vielleicht nicht gerade das hören, was der Großteil meiner jüdischen Verwandten, Freunde und Kollegen sagt. Klar ist aber doch: Teilweise hat das Geschehene mit vielem zu tun, was unser Präsident macht. Ich sehe trotzdem keine Bedrohung, und ich sage Ihnen auch, warum: Wenn ich die Reaktionen auf das, was in Pittsburgh geschah, erlebe, weiß ich, dass es so nicht weitergehen wird.

Das Attentat war das schlimmste, das der jüdischen Gemeinschaft in den USA in den vergangenen Jahren widerfahren ist. Wie sicher sind Juden?
Nun, man darf nicht vergessen: Es gab immer Antisemitismus in diesem Land. Viele Jahre war es beispielsweise sehr schwierig für jüdische Professoren, von den führenden Universitäten angestellt zu werden. Es war kompliziert für Juden, an Medizinhochschulen angenommen zu werden. Von solchen Geschichten gibt es eine Menge, und ich habe auch eigene Erfahrungen damit machen müssen. In den vergangenen 30 bis 40 Jahren haben wir möglicherweise eine Art himmlischen Zustand gehabt, aber Antisemitismus war immer da.

 
 
 
 

11. Mai 1934

Geburt in Ľubochňa

Thomas Buergenthal wird als Sohn von Gerda und Mundek Buergenthal geboren.

4. Dezember 1951

Auswanderung in die USA

Mit 17 besucht Buergenthal seinen Onkel in den USA. Eigentlich wollte er nur für ein Jahr bleiben, aber er entscheidet sich, für immer zu bleiben.

1957

Studium

Bis 1960 studierte Buergenthal Jura an der New York University School of Law.

1962 bis 2000

Akademische Laufbahn

Thomas Buergenthal war unter anderem an der State University of New York at Buffalo, an der University of Texas und an der Emory University Professor für Menschenrechte. Bis 2000 war er Lobingier Professor für Vergleichendes Recht an der George Washington University

 
 

Und er wird offensichtlicher, was wir 2017 in Charlottesville gesehen haben, als Rechtsextreme und Rassisten ungehindert ihren Hass zeigten.
Das ist allerdings neu, dieses öffentliche Zeigen. Die Leute denken, sie dürften sich so verhalten.

Weshalb?
Das hängt damit zusammen, wie sich unser Präsident, Donald Trump, äußert. Er deutet Dinge an, die die vermeintlichen Grundängste der Menschen ansprechen. Klar: Man kann sagen, dass er eine jüdische Tochter und einen jüdischen Schwiegersohn hat, aber es gibt auch Juden, die antisemitisch sind.

Wie reagiert denn die jüdische Gemeinschaft auf die mehrdeutigen Aussagen Trumps?
Überwiegend und zunehmend negativ. Und es wird viel getan, um die Demokraten zu unterstützen. Unsere Hoffnung ist, dass eine weitere Amtszeit Trumps verhindert wird.

Wie hat sich die amerikanische Gesellschaft in den vergangenen Jahren verändert?
Was in diesem Land passiert, ist, dass es vielen Menschen finanziell sehr gut geht, aber viele verlieren auch ihren Job. Die wirtschaftliche Situation ganzer Regionen in den USA ist schlecht. Und wenn es um die Wirtschaft schlecht bestellt ist, dann wissen Sie ja, wer den Preis dafür zahlt – nämlich wir.

Mit dem Schoa-Überlebenden und amerikanischen Professor für Menschenrechte sprach Katrin Richter.

Lesen Sie demnächst ein längeres Interview mit Thomas Buergenthal.

Manchester

Terror an Jom Kippur: Zwei Tote bei Anschlag auf Synagoge

Gegen 9:30 Uhr fährt ein Mann mit dem Auto in eine Gruppe von Betern vor der Heaton Park-Synagoge und ersticht einen Sicherheitsmann. Was bislang bekannt ist

von Michael Thaidigsmann  02.10.2025

Italien

»Mein Sohn will nicht mehr Levy heißen«

Wie ist es in diesen Tagen, Jude in einer europäischen Metropole zu sein? Ein Besuch bei Künstler Gabriele Levy im jüdischen Viertel von Rom

von Nina Schmedding  01.10.2025

Davos

83-Jähriger gesteht antisemitische Drohbriefe an Hotels

Judenfeindliche Schreiben bedrohten jüdische Gäste in Schweizer Hotel. Ein Mann hat nun gestanden, der der Verfasser zu sein

von Nicole Dreyfus  30.09.2025

Serbien/Frankreich

Elf Serben wegen mutmaßlicher Hassverbrechen verhaftet

Die Verhaftungen stehen in Zusammenhang mit Farbanschlägen auf jüdische Einrichtungen und das Ablegen von Schweinsköpfen vor neun Moscheen in Paris

 30.09.2025

Argentinien

Abiturienten skandieren »Heute verbrennen wir Juden«

Ein Kurzvideo von der Abschlussfahrt einer Privatschule sorgt für Empörung in Argentinien. Auch Präsident Javier Milei meldet sich zu Wort

von Michael Thaidigsmann  29.09.2025

Frankreich

»Du dreckiger Jude, dich bringe ich um«

Brutaler antisemitischer Angriff in Nähe von Paris: Ein 67-jähriger Jude wurde am Schabbat verprügelt und übelst beleidigt

 29.09.2025

New York

Zohran Mamdani an Jom Kippur nicht willkommen

Manhattans Synagoge B’nai Jeshurun will den demokratischen Kandidaten für das Bürgermeisteramt nicht empfangen

 28.09.2025

Nachruf

Adieu, Jahrhundertmensch!

Zum Tod der einzigartigen österreichischen Reporterlegende Georg Stefan Troller

von Sophie Albers Ben Chamo  27.09.2025

Bilanz

Bericht sieht negative Trends für Juden weltweit

Um das Wohlergehen von Juden in Israel und der Welt steht es schlechter als in Vorjahren. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht zur Lage des jüdischen Volkes, der zu Beginn des neuen jüdischen Jahres vorgelegt wurde

 25.09.2025