USA

Eine Stimme weniger

Der wegen einer Internet-Sexaffäre erzwungene Rücktritt des US-Kongressabgeordneten Anthony Weiner schlägt Wellen: Der Sitz des Demokraten in Brooklyn, der seit 1923 in demokratischer Hand war, ging an einen Republikaner, der zum ersten Mal antrat: Bob Turner, ein 70-jähriger früherer Fernsehproduzent. Hingegen unterlag der Demokrat Dave Weprin, der Queens im Staat New York vertritt.

Wichtigstes Wahlkampfthema war, welcher Kandidat israelfreundlicher sei. Der Bezirk, der Teile von Brooklyn und Queens umfasst, ist zu einem Drittel jüdisch, viele der Bewohner sind konservative Orthodoxe aus Israel oder Russland. Für die jüdische Zeitung Forward war dies ein Referendum für die Israelpolitik von Präsident Barack Obama. Chris Malone, Politikwissenschaftler an der New Yorker Pace University, meinte, der Distrikt sei immer das »Epizentrum der jüdischen Stimmen« in New York gewesen. Erstaunlich ist: Weprin ist orthodoxer Jude, Turner hingegen Katholik.

Wahlkampf Noch in der Wahlnacht sandte Turner eine Botschaft an Obama: »Ändern Sie den Kurs, wir müssen alle hinter Israel stehen.« Er ist dagegen, dass sich Israel hinter die Grenzen von 1967 zurückzieht, und will, dass Amerika Zahlungen an die Palästinenser einstellt. Allerdings machte auch Weprin, der Israel regelmäßig besucht, einen israelfreundlichen Wahlkampf.

Das Ergebnis ist bemerkenswert, weil amerikanische Juden sonst hinter den Demokraten stehen. Selbst George W. Bush brachte es mit seiner israelfreundlichen Politik nur auf rund ein Drittel der jüdischen Stimmen. Obamas Berater David Axelrod stellte sich nun an die Spitze eines Jewish Outreach Program, in dessen Rahmen jüdische Organisationen, prominente Parteispender und Medienvertreter angeschrieben werden. Ihnen wird versichert, dass Obama an der Seite Israels stehe und die Militärhilfe intensiviert habe. Auch habe der Präsident die israelische Botschaft in Kairo vor einem ägyptischen Mob geschützt.

Beschwerden David Harris, Direktor des American Jewish Committee, sagte der New York Times, dass er täglich Beschwerden von jüdischen Vereinen über Obama erhalte. Die Republikaner nutzen das inzwischen aus. So haben sie Plakate geklebt, die Obama mit dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas zeigen.

Auch New Yorks früherer Bürgermeister Ed Koch hatte sich im Wahlkampf offen auf Turners Seite geschlagen. Der 86-jährige Koch ist Demokrat, hat sich aber in der Vergangenheit schon öfter für Republikaner ausgesprochen. Koch, der in eine jüdische Familie in der Bronx geboren wurde, gehört zu den prominentesten Verteidigern Israels in der amerikanischen Politik.

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