»Red Card for Hate«

»Eine Bewegung kann entstehen«

Robert Singer Foto: dpa

Herr Singer, der World Jewish Congress (WJC) hat mit dem Fußballverein Chelsea FC eine Partnerschaft namens »Red Card for Hate« geschlossen. Warum?
Der Fokus des WJC ist die Sicherheit der jüdischen Gemeinschaft. Wir sind über das Anwachsen des Antisemitismus besorgt, wenn immer mehr Rechtsextreme in Parlamente gelangen. Das Anwachsen des Antisemitismus ist also ein generelles Thema, aber auch ein Phänomen im Fußball. Dagegen wollten wir etwas Positives setzen.

Wie kam es zur Kooperation mit Chelsea?
Vor etwa drei Monaten begannen wir die Kampagne »#WeRemember«. Sie erreichte 664 Millionen Menschen, jede elfte Person auf dieser Erde. Das war eine bisher unerreichte Dimension, um Unwissen zu bekämpfen. Viele Gruppen wandten sich an uns, die etwas gegen Antisemitismus speziell im Fußball unternehmen wollten. Als uns eine Delegation von Chelsea FC besuchte, kam das alles auf einen Nenner. Nach einer internen Evaluierung – der WJC ist ja die Stimme von jüdischen Gemeinschaften aus aller Welt – beschlossen wir, eine zweijährige Partnerschaft zu versuchen.

Was geschieht da?
Am Anfang steht ein Ideenwettbewerb, zunächst in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, den USA und Israel. Danach werden wir Filme mit Prominenten, Fußballteams und Holocaust-Überlebenden drehen, und im dritten Teil werden wir uns mit Entscheidungsträgern wie Sportministern, Vereinsfunktionären und Vertretern der Fanszene zusammenschließen.

Warum arbeiten Sie nicht mit einer neutralen Organisation zusammen?
Die Beteiligung anderer Klubs ist ausdrücklich beabsichtigt. Antisemitismus ist ein weltweites Phänomen und muss weltweit bekämpft werden.

Was unterscheidet die aktuelle Kampagne von anderen?
Normalerweise konzentrieren wir uns auf die Ebenen von Regierungen und wichtigen NGOs. Diesmal erreichen wir aber Menschen, mit denen wir nie zuvor in Kontakt standen, selbst in Israel. Vielleicht entsteht ja sogar eine soziale Sportbewegung.

Gibt es auch Interesse aus der arabischen Welt? Die ist ja im Fußball sehr präsent.
Ich hoffe, dass arabische Staaten sich daran beteiligen können. Als es im Judosport Schwierigkeiten für Israel gab, kam es ja zu einer Kooperation von WJC, dem Weltjudoverband und einigen arabischen Staaten.

Wann wissen Sie, ob es sich gelohnt hat?
Wir beginnen im Juni, und ich denke, dass wir innerhalb eines halben Jahres wissen werden, wie es ankommt.

Können sich wirklich alle daran beteiligen?

Absolut! Jeder Klub, jede Gruppe oder Firma, vor allen Dingen in Deutschland. Sie müssen sich nur bei uns melden.

Mit dem Geschäftsführer des WJC sprach Daniel Zylbersztajn.

Italien

Der Anti-Banksy

AleXsandro Palombo unterstützt mit seiner Kunst Israel, anstatt es zu verdammen

von Federica Matteoni  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Irland

Dublins Herzog-Park wird vorerst nicht für Palästina befreit

Das ging selbst der israelkritischen Regierung Irlands zu weit: Die Dubliner Stadtverwaltung hat Pläne gestoppt, eine nach Israels sechstem Staatspräsidenten Chaim Herzog benannte Grünanlage umzubenennen

von Michael Thaidigsmann  01.12.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  29.11.2025

Meinung

Wenn ein Botschafter Schoa-Überlebende zu Lügnern erklärt

Tom Rose, neuer US-Botschafter in Warschau, hat in einer Rede die Komplizenschaft Tausender Polen während des Holocaust bestritten. Das ist fatal für das Ansehen der USA

von Menachem Z. Rosensaft  29.11.2025

Großbritannien

Frauen haben Besseres verdient

Die Journalistin Marina Gerner beklagt in ihrem Buch fehlende Innovationen im Bereich Frauengesundheit – und eckt nicht nur mit dem Titel an

von Amie Liebowitz  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Niederlande

Demonstranten stören Vorlesung in Gedenken an Nazi-Gegner

An der Universität Leiden erzwangen antiisraelische Studenten die Verlegung einer Gedächtnisvorlesung zum Andenken an einen Professor, der während der Nazi-Zeit gegen die Judenverfolgung protestiert hatte

von Michael Thaidigsmann  28.11.2025

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025