Nachruf

Ein Kämpfer gegen Armut

James Wolfensohn (1933–2020) Foto: imago/Belga

Als Chef der Weltbank machte er sich für den Kampf gegen Armut und Korruption stark und setzte sich für Minderheiten und Menschenrechte ein. Jetzt ist James Wolfensohn, der über die Jahrtausendwende zehn Jahre an der Spitze der internationalen Organisation stand, im Alter von 86 Jahren gestorben.

Der frühere Weltbankpräsident starb am Mittwoch in seinem Zuhause in Manhattan, wie das Forschungsinstitut IAS in Princetown mitteilte, dem Wolfensohn über Jahrzehnte hinweg angehörte.

BIOGRAFIE James David Wolfensohn wurde am 1. Dezember 1933 in Sydney in Australien geboren, wo das Kind jüdischer Einwanderer auch aufwuchs und studierte. Das Studium setzte der passionierte Sportler, Musik- und Kunstliebhaber in den USA fort, kehrte aber als Rechtsanwalt nach Australien zurück, bevor er in das Investmentgeschäft einstieg.

Als Präsident der Weltbank setzte er interne Reformen durch und leitete eine neue Strategie zur Reduzierung der Armut ein.

Als Banker zog es ihn nach London und schließlich New York, wo er eine eigene Investmentbank gründete. Zugleich engagierte sich mit seinem Vermögen für die Künste, zeigte sich aber auch engagiert in Fragen von Umweltpolitik und internationaler Entwicklung.

1995 wurde Wolfensohn der neunte Präsident der Weltbank. Dort setzte er interne Reformen durch und leitete eine neue Strategie zur Reduzierung der Armut ein. Auch der Kampf gegen Korruption und Krankheiten wurde Teil der Zielsetzung. Kritik an der Effektivität von Hilfen musste sich Wolfensohn dennoch gefallen lassen.

NAHOST Mit Ablauf seiner zweiten Amtszeit kandidierte er 2005 nicht mehr für die Präsidentschaft und engagierte sich anschließend für rund ein Jahr als Sondergesandter im Nahost-Quartett. Sein Nachfolger an der Spitze der Weltbank wurde Paul Wolfowitz.

Unter Wolfensohns Präsidentschaft habe die Weltbank ihren Fokus auf Armutsbekämpfung gelegt und ihren Kampf gegen Korruption verstärkt ebenso wie die Anstrengungen, den Armen eine Stimme zu geben, erklärte die Institution am Mittwoch (Ortszeit) in Washington.

Wolfensohn wurde für sein Engagement gegen die Armut mehrfach ausgezeichnet,

In seiner Amtszeit habe Wolfensohn auch mehr als 120 Länder besucht, um sich vor Ort ein Bild von den Herausforderungen der Mitgliedsstaaten zu machen. Mit Trauer und »einem starken Gefühl des Verlustes« erinnerte Weltbankpräsident David Malpass an seinen Vorgänger.

Wolfensohn wurde für sein Engagement gegen die Armut mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2005 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Für seinen Einsatz gegen die gesellschaftliche Ausgrenzung der Roma erhielt er 2006 den Theodor-Heuss-Preis.

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024